: Krieg der Bilder um die Pressefreiheit
Drei Politikprofessoren der FU unterzeichneten einen Spendenaufruf für einen Journalisten, der das Foto des serbischen Internierungslagers Trnopolje als Fälschung bezeichnet hatte ■ Von Barbara Junge
Ein Foto ging um die Welt. Und es ähnelte den Bildern, die nach der Befreiung der NS-Konzentrationslager ans Licht der Öffentlichkeit gelangten: Eine große Gruppe junger Männer direkt hinter dem Stacheldraht eines Internierungslagers – Trnopolje im August 1992 in Serbien. Der junge Mann im Vordergrund ist bis auf die Rippen abgemagert.
Echt oder Fälschung? Während jetzt in Den Haag der Prozeß gegen einen der Verantwortlichen der „ethnischen Säuberungen“ in Serbien, den Lagerveranwortlichen in Trnopolje, beginnt, haben sich prominente Intellektuelle in den Streit um das Foto eingeschaltet. Unter ihnen sind die FU-Politikprofessoren Ulli Albrecht, Elmar Altvater und Wolf-Dieter Narr. Für sie geht es in dem Streit um den Erhalt der Pressefreiheit.
Der Frankfurter Journalist der Zeitschrift Novo, Thomas Deichmann, hatte das umstrittene Bild, das bei Dreharbeiten des britischen Fernsehsenders ITN im Lager Trnopolje entstanden war, in einem Artikel als Fälschung bezeichnet. Der Stacheldraht sei nicht von außen aufgenommen, sondern aus einer Umzäunung heraus habe das Kamerateam die vor dem Zaun stehenden Männer gefilmt. Damit sei eine einseitige Stimmung mobilisiert worden.
Auf diese Unterstellung, veröffentlicht in der britischen Trotzkistenzeitschrift Living Marxism (LM), reagierte ITN mit der Einleitung juristischer Schritte. Andere Journalisten, die das Lager Trnopolje gesehen hatten, bestätigten die Berichte der ITN-Journalisten. Das Bild blieb Symbol der serbischen Lagergreuel.
Die Verleumdungsklage, die ITN gegen LM angestrengt hat, bringt Novo nach eigenen Angaben in Bedrängnis. Unter der Überschrift „Für das Freie Wort“ hat die Redaktion deshalb einen Unterstützungsaufruf gestartet. Die Klage von ITN habe „eindeutig den Zweck, die Ergründung der Wahrheit zu unterbinden und LM in den Ruin zu treiben“.
Dieser Betrachtung haben sich die Unterstützer angeschlossen. „Es geht gar nicht darum, was in Jugoslawien geschenen ist“, sagt Altvater, sondern um die Pressefreiheit. „Es muß möglich sein, zu dokumentieren, daß hier Bilder falsch gezeigt wurden, aber es wird mit sehr viel Geld versucht, dies zu unterdrücken.“ Gerade am Beispiel des Golfkrieges habe sich gezeigt, wie mit manipulierten Bildern Politik gemacht werde. Und auch über den Krieg in Exjugoslawien habe es eine „maßlos einseitige“ Berichterstattung gegeben. Altvater und seine Kollegen wollen sich jedoch nicht der Ansicht Deichmanns über serbische Lager anschließen. „Wir wollen nichts verharmlosen“, so Altvater.
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