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Schimmel bittet für Sarkuhi

■ Deutsche Friedenspreisträgerin appelliert an Irans neuen Präsidenten

Berlin (taz) – Die Worte der designierten Friedenspreisträgerin ließen erschauern. Am 4. Mai 1995 erklärte Annemarie Schimmel in den „Tagesthemen“, angesprochen auf Chomeinis Mordaufruf gegen den Autor Salman Rushdie, dessen Buch „Die Satanischen Verse“ sei „eine sehr üble Art, die Gefühle von einer großen Menge von Gläubigen zu verletzen“.

Es folgte eine Kontroverse zwischen Intellektuellen und Freunden Rushdies auf der einen, sowie dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels als Preisverleiher und Anhängern Schimmels auf der anderen Seite. Erstere argumentierten, die Orientalistin habe Chomeinis Mordaufruf legitimiert; letztere, Schimmel solle den Preis für ihr lebenslanges Bemühen um Verständnis für den Islam im Westen erhalten, von politischen Fragen habe die damals 73jährige keine Ahnung. Am 15. Oktober 1995 überreichte Bundespräsident Roman Herzog in der Frankfurter Paulskirche Schimmel den mit 25.000 Mark dotierten Preis.

Die Proteste verstummten mit den Pfiffen von Schimmel-Gegnern vor der Kirche. In der Folge nahmen engagierte OrientalistInnen ihre Kollegin in die Pflicht. Schimmel gehört zu den Mitbegründern des „Unterstützungskomitees Nassir Hamid Abu Said und Ibtihal Junis“. Der Kairoer Koranforscher war als angeblich vom Islam Abgefallener von seiner Frau zwangsgeschieden und mit Mordaufrufen bedacht worden.

In einem Brief an Irans damaligen Präsidenten Rafsandschani setzte sich Schimmel für den bedrohten Reformer Abdolkarim Sorusch ein, und vergangenen Dezember unterzeichnete sie einen Aufruf an Kanzler Kohl, sich für den inhaftierten Schriftsteller Faradsch Sarkuhi stark zu machen. Auf Bitten der Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen hat sich Schimmel jetzt in einem Brief an Mohammad Chatami gewandt. Irans neuer Präsident solle das Ausreiseverbot für Sorusch aufheben und Sarkuhis Freilassung bewirken. Thomas Dreger

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