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Strieder gegen neue Tunneldummheit

■ Stadtentwicklungssenator Strieder will keine versenkte Straßenbahn in der Leipziger Straße. Er verweigert deshalb die Zustimmung zu den millionenschweren Plänen von Verkehrssenator Klemann

Die Leipziger Straße wird zur Konfliktmeile für den Senat. Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) will die dort geplante Straßenbahn partout unter die Erde versenken. Als „Pre-Metro“ soll sie Vorstufe einer späteren U-Bahn werden. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) findet für die Straßenbahn im Tunnel dagegen „kein richtiges Argument“. Es gebe grundsätzliche verkehrsplanerische und städtebauliche Bedenken, schreibt Strieder in einem Brief an seinen Senatorenkollegen Klemann. Der SPD-Senator macht damit seine Ankündigung wahr – und verweigert die Zustimmung zu dem Projekt.

Nach Informationen der taz hofft Klemann, seinen „Kollegen doch noch überzeugen zu können“. Klemann hält den mehrere hundert Millionen Mark teuren Tunnelbau und die unterirdische Linienführung der geplanten Straßenbahn auf einer Länge von einem Kilometer für „vernünftig und gut“.

Damit steht der Senat bei einem der wichtigsten Projekte des öffentlichen Nahverkehrs vor einem schweren Konflikt. Die vom Alexander- zum Potsdamer Platz führende Tram gilt den Verkehrsbetrieben nicht nur als lukrative, weil stark frequentierte Strecke. Die Straßenbahn rührt ebenfalls an millionenschwere ökonomische Interessen der Großinvestoren am Potsdamer Platz. Nicht anders ist es zu erklären, daß der Verkehrssenator eine Reihe von Argumenten gegen die Tunnelvariante übergeht.

Der grüne Verkehrsexperte Michael Cramer sprang gestern Stadtentwicklungssenator Strieder zur Seite. „Die Dummheit des Senats wird den Steuerzahler teuer zu stehen kommen“, sagte Cramer. Für den Grünen ist es unverständlich, daß ein nahe am Staatsbankrott stehendes Land rund 700 Millionen Mark in einen Straßenbahntunnel stecken will, der verkehrstechnisch für ihn einen Sündenfall darstellt. Cramer rechnete vor, daß der Tunnelbau rund 350 Millionen Mark verschlinge.

Ebensoviel öffentliche Mittel müßten aufgewendet werden, um sogenannte „Zweirichtungsfahrzeuge“ anzuschaffen. Dies wäre nötig, weil die Endhaltestelle unweit des Potsdamer Platzes ein Kopfbahnhof ist. Die Straßenbahnzüge müßten dort, weil für eine raumgreifende Wendeschleife kein Platz ist, rückwärts Richtung Alex abfahren.

Das Problem bei der Linienführung ist eine Engstelle in der Leipziger Straße. Klemann will diesen Abschnitt untertunneln, um dem Autoverkehr freie Fahrt zu geben. Die Tunnelein- und -ausfahrten würden die abgesenkte Gleisstrecke um Hunderte von Metern verlängern. Die dafür zu bauenden Rampen (auf denen die Straßenbahn in den Untergrund fährt) würden die Leipziger Straße regelrecht zerschneiden. Wegen der Tiefe des Tunnels jenseits des Potsdamer Platzes befürchtet Cramer gar, daß das Kulturforum „durch eine extrem lange Rampe“ geteilt würde. Der Verkehrsexperte will lieber eine von Autos und Straßenbahn genutzte Straße. Das erlaube es, die Tram ins Verkehrsnetz einzubinden. Christian Füller

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