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Privat war nicht einmal ihr Tod

■ Prinzessin Diana stirbt auf der Flucht vor den Paparazzi bei einem Verkehrsunfall in Paris. Auch ihr Freund Dodi Fayed und der Fahrer kommen ums Leben. Weltweite Trauer. Sensationsfotografen als Schuldige ausgemacht

London/Paris (taz) – Auf der Flucht vor Paparazzi ist Prinzessin Diana am frühen Sonntagmorgen in Paris mit dem Auto tödlich verunglückt. Auch ihr Freund Dodi Fayed und der Fahrer des Wagens, der die Sensationsfotografen abschütteln wollte, kamen bei dem Unfall ums Leben.

Der Wagen war im Tunnel unter der Pont de l'Alma in der Nähe des Eiffelturms außer Kontrolle geraten und mit einer Geschwindigkeit von etwa 100 Kilometern pro Stunde gegen einen Mittelpfeiler gerast. Fayed und der Fahrer waren sofort tot, Diana und ihr schwerverletzter Leibwächter kamen ins Krankenhaus La Pitié-Salpetrière. Um 4 Uhr früh erklärten die Ärzte die 36jährige Prinzessin für tot. Die britischen Fernsehsender unterbrachen sofort ihr Programm und spielten die Nationalhymne.

Dianas Tod hat die Diskussionen um die Methoden der Schlüssellochfotografen erneut angeheizt. Seit Dianas Liaison mit dem 41jährigen ägyptischen Filmproduzenten Dodi vor zwei Monaten bekanntgeworden ist, wurden beide auf Schritt und Tritt verfolgt. Am Samstag abend lauerten die Paparazzi vor dem Pariser Ritz- Hotel, das Dodi Fayeds Vater Mohammed gehört. Obwohl sie das Haus nach dem Essen durch den Personaleingang verließen, nahmen die Fotografen auf Motorrädern die Verfolgung auf. Sieben Paparazzi sind von der Polizei festgenommen worden. Einer wurde von der aufgebrachten Menge verprügelt, weil er noch während der Rettungsarbeiten weiterknipste.

Dianas Bruder, Charles Spencer, machte die Medien für den Tod seiner Schwester verantwortlich. Die Verleger und Chefredakteure, die hohe Summen für Diana-Fotos gezahlt haben, hätten „Blut an ihren Händen“, sagte er gestern. Der Hamburger Prominenten-Anwalt Matthias Prinz meinte: „Die körperliche Bedrohung von Prominenten ist gewaltig, es war nur eine Frage der Zeit, bis so ein Unglück passierte.“

Bundeskanzler Kohl erklärte ebenfalls, Diana sei Opfer eines „immer brutaleren und skrupelloseren Konkurrenzkampfes eines Teils der Medien“ geworden. Steve Coz vom US-Magazin National Enquirer will ein Signal setzen. Er erklärte, daß er kein einziges Bild von den Fotografen kaufen werde, die in dem Tunnel dabei waren. Nach seinen Angaben wurden schon gestern Fotos des Unfalls für eine Million Dollar angeboten. Der Verband der spanischen Fotoreporter verteidigte dagegen die Kollegen. „Solange es Journalismus gibt, haben Reporter die Prominenten verfolgt.“

Aus der ganzen Welt gingen Beileidstelegramme ein, in denen Dianas Einsatz für humanitäre Dienste hervorgehoben wurde. Sie hatte sich bei mehr als 150 Wohltätigkeitsvereinen engagiert. Der britische Premierminister Tony Blair sagte, das ganze Land stehe unter Schock. Ex-Ehemann Charles und Königin Elizabeth erklärten, sie seien „zutiefst schockiert und erschüttert“. Das Königshaus hat im Internet eine Kondolenzseite eingerichtet (http://www.royal.gov.uk/). Charles flog gestern nach Paris, um Dianas Leichnam nach England zu begleiten.

In London versammelten sich Tausende Menschen vor dem Buckingham-Palast und Dianas letztem Wohnsitz, dem Kensington-Palast. Eine Frau sagte, sie sei zwar keine Royalistin, aber Dianas Tod habe sie sehr berührt: „Ausgerechnet die beste der ganzen Sippe mußte als erste gehen.“ Ralf Sotscheck Tagesthema Seiten 2 und 3

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