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Die Hochschule geht - was kommt?

■ Ideen-Wettbewerb zur Zukunft der „Alten Neustadt“: Neue Dienstleistungs-City oder „citynahes Wohnen“, das ist die Frage

Gut zwanzig Männer standen gestern im Ortsamt Neustadt in einem Halbkreis, an der Wand hingen fünf Planskizzen von fünf Stadtarchitekten. „Eine Richtungsentscheidung wäre erforderlich“, drängt der Abteilungsleiter aus dem Wirtschaftsressort, Klaus Timm: Was soll aus der Neustadt werden, wenn die Hochschule nach Grohn verlagert wird, das ist die Frage. Er drängt, daß die Runde sich festlegt. Eigentlich sind alle da: der Bausenator mit seinem Stab, der Wirtschaftssenator, der Ortsamtsleiter, die Wirtschaftsförderer.

Die Architekten haben sich im Großen und im Detail so viele gute Gedanken gemacht, daß es dem Bausenator Bernd Schulte schwer fällt, mehr als „in jedem Entwurf etwas“zu finden. Aber da ist der Architekt Bertold Ressler aus Frankfurt mit einer revolutionären Idee, die dem Senator gefällt: Man sollte die Alte Neustadt bis zu den Wallanlagen als Teil der City begreifen, perspektivisch stadtplanerisch. Die Weser darf dann nicht als Hindernis erscheinen, sondern als Mitte: neue Fußgängerbrücken zum Teerhof, der Bürgermeister Smidt-Brücke muß ihr Charakter als Verkehrsschneise genommen werden, eine Aufwertung des Zugangsbereiches zum Museum Weserburg könnte das bewirken. Und vor allem: Hochhäuser am Neustadtswall könnten optisch die Zugehörigkeit zur City dokumentieren, Bremen ergänzt hier seine bescheidene Skyline. Zwei attraktive „Wegebeziehungen“quer durch die „Alte Neustadt“von der Weser bis hin zu den Wallanlagen, der Leibnitzplatz wird grün, eine Stadtentwicklung aus einem Guß – dieser Teil der City, davon ist Ressler überzeugt, wäre für Investoren im Dienstleistungsbereich äußerst interessant, zumal die City rechts der Weser in ihrer Entwicklung eng eingeschnürt ist. „Eine schöne Vision“, die einen Rahmen geben könnte für „belebende Investitionskraft“, findet auch der Wirtschaftssenator Hartmut Perschau.

Nur eines geht nicht: Der Grünenkamp. Den wollte der Architekt aus Wiesbaden freilassen, durch einen Platz auf dem Gelände von KSB sogar jenseits der Langemarckstraße ergänzen. Perschau: „Völlig unrealistisch“.

Der Bremer Hochschul-Professor Dieter Quiram hat das bedacht, in seinem Entwurf ist der Grünenkamp mit einem roten Bau-Symbol versehen. Was den Leiter des Planungsamtes, Detlef Kniemeyer, an dem Quiram-Entwurf aber noch mehr überzeugt: Die Antwort auf die Frage, was aus der Alten Neustadt wird, wenn die Hochschule geht: „Citynahes Wohnen“sei die Perspektive. Größere Firmen gehen an die Autobahn, findet Knienmeyer, an den Flughafen oder in den geplanten Büropark Oberneuland. Nie und nimmer in die Enge der Alten Neustadt. Viel Vision liegt für ihn in der Idee der „neuen City“, die sich links der Weser entfaltet, aber er müsse davor warnen, sich für diesen Entwurf auszusprechen, weil das Planungsamt dann später nur erklären müsse, warum so wenig davon umsetzbar ist.

„So geht es nicht“, intervenierte da der Wirtschaftssenator. Die Zeit drängt, der Streit der Ressorts war unlösbar. Und so einigte sich die Runde auf den „Minimalkonsens“, den der CDU-Politiker Helmut Pflugradt vorgeschlagen hatte: die Vision Resslers und den Entwurf Quirams als „Platz 2“zu bewerten, damit bleibe alles offen für die weitere Rahmenplanung. K.W.

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