piwik no script img

Nachgefragt„Bremens Ruf befleckt“

■ Reaktionen auf die rassistischen Sprüche des Reeders Horst W. Janssen

Die Äußerungen des Elsflether Reeders Horst W. Janssen auf dem Bremer Kapitänstag haben für Empörung gesorgt. „Damit lag er daneben“, sagte Helmut Detgen, als Chef von Bremen Business International und dem World Trade Center mit der Außenwirtschaftsförderung betraut, gestern. Janssen hatte bei den Festlichkeiten am Freitagabend vor der Beteiligung asiatischer Investoren an der Bremer Lagerhaus Gesellschaft (BLG) gewarnt. „Ich kann nur warnen. Sind diese Rassen einmal ansässig - wir erleben es in der Gastronomie - muß man in alle Ewigkeit mit ihnen leben.“Auch die Handelskammer distanzierte sich: „Wir sind ein weltoffener Standort und deshalb darauf angewiesen, daß sich auch ausländische Investoren nach Bremen kommen“, sagte Geschäftsführer Uwe Nullmeyer.

„Ich habe es doch nur gut gemeint“, sagte Janssen gestern zur taz. „Ich wollte nur davor warnen, daß der Bremer Hafen nicht in welche Hände auch immer fällt. Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Vielleicht waren die Worte nicht richtig gewählt.“

„Der Schaden ist trotzdem da“, ärgert sich Jörg Kastendiek, hafenpolitischer Sprecher der CDU. Janssen hätte die Handelspartner Bremens, denen die Stadt letztlich auch ihren Reichtum zu verdanken habe, „vor den Kopf gestoßen“. „Diesen Eindruck nehmen die auswertigen Gäste jetzt mit nach Hause.“Die Entschuldigung werde sie vermutlich nicht mehr erreichen, kritisierte der Abgeordnete.

Sein Fraktionskollege Karl Uwe Oppermann versteht die Aufregung hingegen nicht. „Ich empfinde die Äußerungen als nicht so schlimm. Ich bin aber auch zur See gefahren und habe ein anderes Ohr dafür. Wenn es den Leuten nicht gepaßt hat, muß man sich doch fragen, warum sie nicht gegangen sind. Aber sie haben alle den guten Curry und den guten Reis genossen.“

Der Bürgerschaftsabgeordnete Ludwig Hettling, der für die AfB in der Hafendeputation sitzt, sieht das ähnlich. „Mit der Entschuldigung ist für mich das Thema erledigt. Seine Worte waren nicht korrekt, aber jetzt muß es auch gut sein.“Damit will sich der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Arendt Hindriksen nicht zufriedengeben. Er hat Janssen nach seiner Rede scharf kritisiert. Ein anonymer Anrufer warf dem Politiker daraufhin vor, daß er das „Ansehen Bremens beflecke“, weil er das Thema öffentlich gemacht habe.

„Mir blieb gar nichts anderes übrig“, sagt Hindriksen. „Der Weser-Kurier hat die Worte Janssens in seinem Artikel über die Veranstaltung am Samstag ja verschwiegen. Es gab auf der Veranstaltung keine Reaktion. Die Leute haben so getan, als wäre nichts gewesen. Und auch Herr Beckmeyer hat sich nicht gerührt.“Nach Berichten von Gästen soll der Häfensenator Uwe Beckmeyer (SPD) sogar applaudiert haben. Beckmeyer wollte sich gestern dazu nicht äußern. Er hatte zwischenzeitlich erklärt, daß er die Entschuldigung Janssens annehme. Dem habe der Senator nichts hinzuzufügen, ließ sein Sprecher ausrichten. „Janssen hat gesagt, was er gemeint hat“, ist sich Hindriksen sicher. Er verlangt deshalb eine Erklärung vom Hafensenator und dem Hafenamt. kes

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen