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Spekulieren mit Rot-Rosa-Grün

■ France Telecom geht an die Börse. Das Staatsunternehmen kreuzt sein Kapital mit der Deutschen Telekom

Paris (taz) – Das Angebot ist verlockend: Das viertgrößte Telekommunikationsunternehmen der Welt mit 149.000 jungen, hochqualifizierten und ausgesprochen produktiven Mitarbeitern und auf Staatskosten runderneuerten und durchweg digitalen Telefonleitungen sowie einem jährlichen Gewinn von rund drei Milliarden Mark geht an die Börse. Die France Telecom will im kommenden Monat 20 Prozent ihres Kapitals auf den Aktienmarkt bringen. Weitere 7,5 Prozent will sie mit der Deutschen Telekom „kreuzen“ und bis zu vier Prozent den Mitarbeitern anbieten. Der Rest des auf 60 Milliarden Mark geschätzten Unternehmens soll in staatlicher Hand bleiben.

Diese Teilprivatisierung des letzten Juwels im staatlichen Unternehmensbesitz kündigte Finanzminister Dominique Strauss- Kahn am Montag abend in Paris an. Der Sozialist, der sich noch im Wahlkampf für einen „100 prozentigen Verbleib der France Telecom in Staatsbesitz“ ausgesprochen hatte, glaubt inzwischen wie seine konservativen Vorgänger, daß die „globalen Anforderungen“ eine Teilprivatisierung nötig machen. Im Gegensatz zu den Konservativen privatisiere er nicht „soviel wie möglich“, sondern nur, „was unbedingt nötig“ sei, erklärte er den feinen Unterschied.

Langfristig werde der Staat „zwischen rund 63 Prozent“ des Kapitals von France Telecom behalten, versicherte Strauss-Kahn. Zur Begründung der Operation zitierte der Finanzminister mehrfach die Allianz mit der Deutschen Telekom, die er vertiefen will, indem sich jede Seite bei der anderen einkauft. Für die France Telecom würde dieses Geschäft bedeuten, daß sie draufzahlen muß, denn die Bewertung der Deutsche Telekom liegt entschieden höher als die ihres französischen Partners. Ob die „Kapitalkreuzung“ überhaupt zustande kommt, steht noch nicht fest. Schriftliche Abmachungen zwischen den beiden Partnern gibt es bislang nicht, und die zu Anfang der 90er Jahre noch gedeihliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Kommunikationsgiganten gestaltet sich nach Führungswechseln in beiden Unternehmen entschieden komplizierter.

Nicht ganz berechenbar ist auch die Reaktion eines anderen wichtigen Partners auf die angekündigte Teilprivatisierung: Alle vier großen Gewerkschaften der France Telecom sind dagegen. In den vergangenen Jahren sind mehrfach Privatisierungsversuche am Widerstand der Belegschaft gescheitert. Doch die Chancen für einen großen Streik stehen schlechter als je zuvor. Ein großer Teil der Telecom-Gewerkschaften ist politische mit den Parteien der rot-rosa-grünen Regierung verbandelt. Dorothea Hahn

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