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■ Kairo: Der Anschlag auf die Touristen empört ÄgyptenAnders als Algerien

Vier Millionen Touristen besuchen jährlich das Land am Nil. Auch wenn Ägypten ein effektiver Polizeistaat wäre – wovon nicht die Rede sein kann –, wäre es unmöglich, diese Masse zu schützen. Militante islamistische Gruppen hatten das zu Beginn ihres Kleinkrieges gegen die Regierung schnell erkannt. Touristen sind die wundeste Stelle eines Staates, dessen Einnahmen zu großen Teilen dem Geschäft mit den Reisenden entspringen.

Allerdings lebt nicht nur der Staat vom Tourismus, er sichert auch vielen Ägyptern die Existenz. Und dies ist der wesentlichste Grund, warum sich der Terror gegen Touristen bisher kaum durchgesetzt hat – auch wenn westliche Medien gelegentlich den Eindruck vermitteln, Touristen seien Hauptziel des Terrors.

1.400 Tote hat der Konflikt bisher gefordert, darunter waren 40 Ausländer – und dies, obgleich die Möglichkeiten, unter den Touristen Massaker anzurichten, zahllos sind. Und fast wöchentlich sterben in diesem Krieg ägyptische Polizisten, christliche Kopten und Islamisten.

Ägypten ist nicht Algerien. Trotz verbreiteter islamisch-konservativer Grundstimmung herrscht am Nil noch kein Bürgerkrieg zwischen den vom Regime unterstützten, westlich orientierten Eliten und den an den Rand getriebenen, vom System völlig ausgeschlossenen islamistischen Traditionalisten. Ein Großteil der Islamisten kämpft immer noch an der politischen Front. Jene, die den Staat mit Waffen bekriegen, sind eine kleine Minderheit geblieben. Und selbst innerhalb dieser Gruppe hat sich die Logik des Terrors gegen Touristen bisher nicht durchgesetzt.

Das mag auch daran liegen, daß der Terror gegen Ausländer schlicht unpopulär ist – und mit dem Islam läßt sich das Ganze nach Meinung der meisten Ägypter ohnehin schlecht rechtfertigen. „Möget ihr, so Gott will, in Sicherheit und Frieden euren Einzug nach Ägypten halten“ – dieser Koran-Vers wird seit vorgestern oft als Antwort auf die blutige Tat zi-

tiert.

Hinzu kommt eine tiefverwurzelte Gastfreundschaft, die bis heute die ägyptische Kultur prägt. „Niemals darf ich meine Hand gegen jemanden erheben, der mein Haus besucht“, erklärte einer der Busfahrer vor dem Pharaonischen Museum. Er hätte sich gewünscht, daß vorgestern nicht neun Deutsche, sondern neun Ägypter umgekommen wären. Für ein Deutschland des Stammtischrassismus und der Brandanschläge auf Ausländerwohnheime sind dies sicherlich ungewöhnliche Worte. Karim El-Gawhary

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