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Behörde trickst Frauen aus

■ Arbeiterwohlfahrt zieht Gelder für ein Projekt ein, das das Frauenzentrum De Colores eigentlich konzipiert hatte / Neun Jahre ehrenamtliche Arbeit umsonst

Der Senat für Arbeit und der Senat für Soziales haben mit einem Doppelpaß ein Bremer Frauenprojekt ausgetrickst. Und das Autonome internationale Frauenbildungs- und Kulturzentrum „De Colores“ist mit der harten Alltagsweisheit konfrontiert worden: Den Kleinen der Schweiß – den Großen der Preis. Für ein Beratungsprojekt, daß sie selbst entworfen haben, für dessen Planung sie Gelder der Senatorin für Soziales bekommen haben, ist nicht den alternativen Frauen von „De Colores“der Zuschlag für die Durchführung der Beratung erteilt worden, sondern der großen Bremer Arbeiterwohlfahrt (AWO).

Über eine Millionen Mark insgesamt wird das Projekt „Berufsorientierung und -planung für Migrantinnen“kosten. Ausländerinnen soll durch Bewertung ihrer beruflichen Qualifikationen ein Job auf dem europäischen Arbeitsmarkt oder eine eigene Betriebsgründung vermittelt werden. Der Senat für Soziales bezahlte die Planungsphase. Auf Initiative des Bremer Migrantinnenrates erstellte „De Colores“das Konzept, die EU-Gelder sind bewilligt. Antragstellerin ist „De Colores“und als zukünftige Trägerin des Projektes galt „De Colores“bis vor gut einem Monat als feste Adresse. Dann erteilte der Senat für Arbeit überraschend der AWO den Zuschlag für die Durchführung.

„Der Senat für Arbeit hat gesagt, wollt ihr ein Beratungsprojekt für Ausländerinnen? Konzept ist fertig, Leute sind da, Geld ist da“, sagt Hannelore Bitterwürz von der AWO. „Wir fanden, De Colores war keine seriöse Geschäftspartnerin. Uns fehlten konkreete Ansprechpartnerinnen“, meint Jörg Henschen, Sprecher des Senators für Arbeit. In seinem Ablehnungsschreiben liest sich das anders: In Bremen würden in der Beratung von Migrantinnen keine neuen Träger mehr akzeptiert. Nur, daß „De Colores“ein neuer Träger sein würde, war immer bekannt.

Die gleiche Behörde hatte übrigens Ende Mai „De Colores“noch ausdrücklich gelobt und zugestimmt, die Beratung schon vor der offiziellen Zusage der EU-Gelder beginnen zu lassen.

Im Juni war es zu Neuwahlen im Vorstand von „De Colores“gekommen. „Wir waren aber immer da für die Behörde“, unterstreichen sowohl die Frauen des alten wie des neuen Vorstandes.

Das Paket, daß die Behörde so wohlgeschnürt der AWO ins Nest gelegt hat, ist pikant. Denn personell besetzt ist es mit einer ehemaligen Mitarbeiterin von „De Colores“. Die behauptet, Idee und Konzeption des Beratungsprojektes stammten allein von ihr. Sie wolle das Projekt nur retten. Die engagierte Mitarbeiterin ist jetzt dessen Projektleiterin.

„De Colores“arbeitet seit neun Jahren in der Migrantinnenhilfe, verfügt als eine der wenigen Beratungs- und Hilfsorganisationen über gute Kontakte in die Stadtteile. In Zusammenarbeit mit dem Bremer Antirassismus-Büro haben sie sich mit Aktionen, Ausstellungen und Diskussionsforen gegen Ausländerdiskriminierung einen Namen gemacht. Sie gucken jetzt in die Röhre. „Wir werden vor dem Verwaltungsgericht unsere Ansprüche einklagen“, meint Mitra Razavi, Vorsitzende von „De Colores“. Wahrscheinlich ist aber, daß „De Colores“weiter die anstrengenden Vorarbeiten für gute Projekte machen wird. Wie in der Vergangenheit, mehr oder weniger ehrenamtlich.

Thomas Schumacher

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