■ Vorlauf: Angenehm straight
„Bella Block: Tod eines Mädchens“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF
In „Hoffnungsberg“, einem Endstation-Sehnsuchts-Ghetto, fällt ein blondes Mädchen aus dem Fenster, 15 Jahre alt und auf Geld verdienen geschminkt. Kinderschänder. Ein Thema, bei dem Prügel beziehen muß, wer es wie auch immer zur Debatte stellt. Oder? Für das, was Regisseur Markus Imboden aus einer Vorlage von Doris Gercke gemacht hat, sollte man ihm gratulieren. Und Hannelore Hoger spielt Bella Block erneut als eine Person, die einem wenigstens einmal im Leben zustoßen sollte: einen Menschen von höchster Identität, der sich selbst repräsentiert.
Bella philosophiert nicht darüber, daß sie die Welt nicht besser machen wird, sondern erledigt ihre Arbeit. Sie handelt nicht „betroffen“ oder demonstrativ. Wenn sie, eine Frau, die ihre 50 Jahre nicht verleugnet, die Bierflasche mit der Handkante öffnet, wirkt das nicht kerlig, sondern wie ein beiläufiger Hinweis darauf, daß sie auch andere Seiten aufziehen könnte. Bella unterscheidet gut und böse, wo die Guten und Bösen nicht mehr unterscheidbar sind. Bella, so findet man, hat es gut, denn sie hat ja ihre eherne Maxime: Das Gesetz gilt für alle, für Gang-Leader wie für Polizisten, die bei Kinderprostitution abkassieren. Bloß ist da Tommy aus „Hoffnungsberg“, der in einem Akt sozialer Notwehr zwei Zuhälter tötet, um Manu vor dem Anschaffen zu schützen. Und Manus Mutter, die trinkt und das nicht wahrhaben will. Man wäre gern sauer auf Bella Block, weil sie mit all dem zurechtkommt. Man wünscht sich, daß das Leben einfach wäre. Doch Frau Block würde sofort die Brauen hochziehen und „Ach Gottchen“ flöten, weil man so dumm ist. Anke Westphal
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