Kommentar: Aber glauben reicht nicht
■ Warum auch Rot-Grün Hamburgs Arbeitslosen wenig Hoffnung macht
Hamburgs Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik erfreut sich einer gewollten Schizophrenie: Da kümmert sich die Behörde für Arbeit und Soziales brav um Langzeitarbeitslose, um Jugendliche und um Armutsberichte. Parallel subventionieren Wirtschafts-, Finanz-, Bau- und Stadtentwicklungsbehörde genau jene Wirtschaftsentwicklung herbei, welche durch Rationalisierung und Flächenfraß Arbeitslosigkeit sowie Umwelt- und Stadtzerstörung erst produziert.
Der Aberglaube jedoch, man könne mit herkömmlicher Standortpolitik einen Boom an Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen produzieren, aus dessen Erträgen sich die „Restarbeitslosigkeit“locker bekämpfen lasse, ist von der Wirklichkeit bereits radikal widerlegt worden: Hamburgs Wirtschaft floriert, die Steuereinnahmen sinken, die Arbeitslosenzahlen klettern.
Abhilfe kann hier nur eine neue integrierte Arbeits- und Wirtschaftspolitik schaffen. Ökologische Modernisierung, Qualifizierung von Arbeitslosen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze sind untrennbar miteinander verbunden. Nur so könnten jährlich mehrere tausend Arbeitsplätze in Hamburg neu geschaffen werden.
Eine derartige Politik setzt weder einen Wechsel in Bonn noch eine bessere Haushaltslage voraus. Sie verlangt lediglich gestalterischen Mut und neues Denken. Genau diese beiden Eigenschaften aber lassen bislang auch die rot-grünen Möchtegern-Koalitionäre grundlegend vermissen.
Florian Marten
Berichte auf dieser Seite und auf Seite 22
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen