Das Portrait: Nobelpreis für BSE-Forscher
■ Stanley B. Prusiner
Der BSE-Forscher Stanley B. Prusiner erhält dieses Jahr den Nobelpreis für Medizin. Das gab gestern das Nobel- Komitee des schwedischen Karolinska-Instituts in Stockholm bekannt. Der 55jährige Neurologe und Biochemiker von der University of California in San Francisco erhält die höchste Ehre, die die Wissenschaftler zu vergeben haben, für seine bahnbrechende Entdeckung der Prionen als neuem Prinzip für Infektionen. Prionen sind körpereigene Eiweiße, die für den Rinderwahnsinn BSE, die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) des Menschen sowie einige andere Hirnerkrankungen verantwortlich gemacht werden.
Schon 1972 hatte sich Prusiner den Hirnerkrankungen zugewandt. Auslöser war einer seiner Patienten, der an der Creutzfeldt-Jakob- Krankheit gestorben war. Zehn Jahre später ging er mit seiner These an die Öffentlichkeit, daß nicht, wie bisher angenommen, ein Virus für die typischen schwammartigen Veränderungen im Gehirn verantwortlich sei, sondern körpereigene Proteine, die von ihm als Prionen bezeichnet wurden.
Stanley B. Prusiner bringt ein Dogma der Biologie zum Kippen Foto: AP
Von der Scientific community wurde Prusiners Idee zuerst mit Skepsis aufgenommen. Stellte er doch ein biologisches Dogma in Frage. Bisher galt: Infektionskrankheiten werden von Lebewesen, wie Bakterien oder Viren, zumindest jedoch durch deren Erbinfomation, der DNA, weitergegeben. Prusiners Prionen enthalten jedoch keine DNA. Trotzdem kann die krankheitsauslösende Form der Prionen sich „vermehren“ und sogar andere Tiere oder Menschen infizieren. Nach Prusiners Vorstellungen können die „kranken“ Eiweiße bei den normalen Prionen eine Strukturveränderung hervorrufen. In einer Art Dominoeffekt wird ein Prion nach dem anderen verändert, so daß nach und nach immer größere Teile des Gehirns zerstört werden.
Prusiners These wird nicht von allen Wissenschaftlern geteilt. Noch ist nicht endgültig widerlegt, daß die „Prionenerkrankungen“ nicht von Viren ausgelöst werden. Doch in den letzten Jahren heimste der US-Forscher einen renommierten Wissenschaftspreis nach dem anderen ein. So ehrte die deutsche Wissenschaftlergemeinde den US-Forscher vor zwei Jahren mit dem Paul-Ehrlich-Preis. Der mit 1,7 Millionen Mark dotierte Nobelpreis ist für Prusiner jetzt die endgültige Krönung. Wolfgang Löhr
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