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Einigung beim Einkaufszentrum

■ Botag darf Bau- und Supermarkt in Kreuzberg mit 12.000 Quadratmeter Fläche errichten. Wirtschaftsverwaltung stimmt zu. Bürgermeister Schulz fürchtet Exitus vieler Einzelhändler

Das vom Investor Botag in Kreuzberg geplante Einkaufszentrum soll erheblich kleiner ausfallen als ursprünglich geplant. Die Verkaufsflächen dürften 12.000 Quadratmeter nicht überschreiten, sagte gestern Wolfgang Branoner (CDU), Staatssekretär des Wirtschaftssenators. Darauf habe er sich mit den Staatssekretären Ulrich Arndt (Bauverwaltung) und Hans Stimman (Stadtentwicklung) geeinigt. Der Investor hat die Entscheidung nach Informationen der taz akzeptiert.

Ursprünglich wollte die Botag, eine Aktiengesellschaft für Immobilienentwicklung, an der Ecke Cuvry- und Schlesische Straße ein Einkaufszentrum mit 20.000 Quadratmetern Verkaufsfläche errichten. 15.000 Quadratmeter sollten einem riesigen Supermarkt und einem Baumarkt vorbehalten sein. In einem Gutachten war die Forschungsstelle für Handel (FfH) jedoch zu dem Ergebnis gekommen, daß der Lebensmittelmarkt „unverträglich“ für den Stadtteil sei. Um doch noch das politische Placet für ihr umstrittenes Vorhaben zu erhalten, reduzierte die Botag die geplante Fläche auf 13.500 Quadratmeter.

Branoner will das Planverfahren jedoch nur einleiten, wenn der geplante Baumarkt maximal 7.500 und der Lebensmittelmarkt 4.500 Quadratmeter Fläche umfassen. „Vor dem Beginn des Verfahrens muß das vertraglich mit der Botag festgelegt werden“, erklärte der Staatssekretär. Größere Verkaufsflächen würden „aus wirtschaftspolitischen und stadtstrukturellen Gründen mehr negative als positive Effekte auslösen“, hatte Branoner vor kurzem an den Investor geschrieben.

Der abgespeckte Supermarkt – er umfaßt nach Plänen der Botag nun noch ungefähr ein Drittel der Fläche von Hertie am Halleschen Tor – soll im Souterrain an der Ecke Cuvry- und Schlesische Straße entstehen. Darüber sind zwei Stockwerke Baumarkt und eine Etage für ein Bowling-Center geplant. Auf dem Dach will die Botag zwei Geschosse mit Parkflächen für Autos bauen.

Am Spreeufer sollen Gebäude für ein Gründerzentrum mit 2.000 Quadratmeter Fläche entstehen. Die Botag will für fünf bis sieben Jahre einen Mietpreis von zwölf Mark pro Quadratmeter garantieren, damit sich sich auch finanzschwache Betriebe ansiedeln können. Staatliche Fördermittel sollen für diese Mietsubventionierung angeblich nicht fließen.

Weiterhin ist geplant, rund 8.000 Quadratmeter für Produktions- und Dienstleistungsbetriebe zu errichten. Die Wirtschaftsverwaltung hatte Wert darauf gelegt, daß die Botag zu der früheren Idee zurückkehrt, zumindest auf einem Teil des Geländes ein Technolgie- und Gewerbezentrum zu entwickeln, um dem Bezirk Arbeitsplätze in der Produktion zur Verfügung zu stellen.

Kreuzbergs Bürgermeister Franz Schulz (Bündnisgrüne) hatte sich in den vergangenen Wochen vehement gegen einen großen Supermarkt ausgesprochen. Vielen Einzelhandelsgeschäften würde durch die übermächtige Konkurrenz des neuen Centers der Garaus gemacht, argumentierte Schulz. Für eine Stellungnahme war der Bürgermeister gestern nicht zu erreichen.

Gegen das Votum von Schulz hatte sich die CDU-SPD-Mehrheit in der Kreuzberger Bezirksverordnetenversammlung für die Einleitung eines Vorhaben- und Erschließungsplanes, eines beschleunigten Planverfahrens, eingesetzt. Die drei Senatsverwaltungen Wirtschaft, Bau und Stadtentwicklung müssen jetzt über die Aufstellung des Plans entscheiden. Hannes Koch

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