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■ QuerspalteUmbenennen sofort!

Planen wir die nächste Woche. Am Montag wird bekannt, daß Tiergartens Bezirksbürgermeister Jörn Jensen einen Brief der Stadt Potsdam erhalten hat mit der Drohung, die Stadtverwaltung prüfe die rechtliche Möglichkeit, die Namensgebung für den Potsdamer Platz zurückzuziehen. Als Hauptgrund wird angegeben: Debis verschandele mit seinen neumodernen Betonklötzern den Platz und beschädige damit den Ruf Potsdams als Stadt der altmodernen Bausubstanz.

Am Dienstag kommt heraus, daß die Bonner SPD-Parteizentrale einen Brief an den Weddinger Bezirksbürgermeister Hans Nisblé geschickt hat. Der Kurt-Schumacher-Platz sei schwarz vor Dreck, nicht würdig eines roten SPDlers.

Am Mittwoch meldet das Bezirksamt Marzahn die drohende Umbenennung des Helene-Weigel-Platzes. Die PDS habe geschrieben: Zuviel Beton auf dem Platz und Bertolt Brecht sei schließlich nie ein Fan von Betonköpfen gewesen.

Am Donnerstag verkündet das Bezirksamt Kreuzberg: Das Kottbusser Tor soll laut Stadtverwaltung Cottbus nicht mehr Kottbusser Tor heißen. Nein, auch nicht Cottbusser Tor. Man wolle den Wessis schließlich nicht auch noch diesen kolonialen Schachzug gestatten, also Umbenennung sofort, egal wie!

Am Freitag ist aus dem Bezirksamt Mitte zu vernehmen: Der Fischerinsel drohe der Untergang. Die Fischer von Nord- und Ostsee laufen Sturm wegen der geplanten Hochhausbebauung auf der nach ihnen benannten Insel.

Am Samstag dann doch noch eine gute Nachricht. Die CDU meldet sich bei der gescholtenen Charlottenburger Bezirksbürgermeisterin Monika Wissel – die hatte es zu tun gekriegt mit Edzard Reuter und dem Schmuddelplatz seines Vaters Ernst. Die CDU nun lobte die SPDlerin Wissel für den schönen Adenauerplatz. Aus Gründen der Koalitionsräson müsse nun jedoch auch der Ernst-Reuter-Platz in altem Glanz erstrahlen. Jens Rübsam

Bericht Seite 30

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