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Bilder wie Marmorblöcke

■ „Vom Weglassen“: Jens Lausens konsequent reduktionistische Landschaftsmalerei

Nicht aufgehängt, sondern an die Wand gestellt sind drei der Bilder. Wie im Künstleratelier zeigt eines die bloße Leinwand, ein anderes nur den nackten Keilrahmen. Dabei handelt es sich weder um eine Primärdemonstration von Künstlermaterial noch um eine minimalistische Plastik. Es ist der Weg der Reduktion, den der Hamburger Maler Jens Lausen hier in direkter Umsetzung des Ausstellungstitels Vom Weglassen auf Kampnagel testet. Das ist als künstlerische Geste nicht neu, aber biographisch konsequent.

Seit über 30 Jahren sucht Jens Lausen nach der zeitgemäßen Form von Landschaftsmalerei. In seinen neuesten Bildern in dieser großzügig gehängten Ausstellung in der Halle K3 konzentriert er sich auf die Materialsprache selbst, entwickelt Bilder wie Marmorblöcke. Trotzdem verdichten sich die Farben zu einer Linie, und es entsteht fast gegen die Intention des Weglassens wieder eine Landschaft. Selbst streng reduzierte Bilder in reinweiß oder grauweiß ergeben waagerecht übereinandergehängt eine Winterlandschaft, ein weißes Schneefeld unter grauem Hamburger Himmel.

Die farbreduzierten Bilder verlangen Zeit. Die großen Bilder erinnern an einsame Blicke bei schwindendem Licht durch ein Fernrohr, ohne sichere Orientierung zu geben: Verschwimmend zwischen rundblickgroßen Weitblicken und kleinem Ausschnitt wandert die Wahrnehmung zwischen Nah und Fern, verweist den Betrachter auf sich selbst zurück.

Die meditative Reduzierung, die Jens Lausen betreibt, ist eng mit seiner Biographie verbunden. Aus New Yorker Erfahrungen ließ er in den siebziger Jahren auf seinen großen Ölbildern die künstlichen Paradiese einer technischen Zukunft aus Glas und Stahl erstrahlen. Doch er reiste auch zu den Papuas nach Neu Guinea und suchte sich mit Arrangements gefundener Hölzer, Federn und Steine fast fetischhaft der Ursprünge zu versichern.

Nach der Ausstellung Der Bruch in der Hamburger Kunsthalle ging er 1980 für dreizehn Jahre nach Borocay, einer damals noch nicht touristischen Insel der Philippinen. Am Strand der Tropeninsel erlebte er im Blick auf den Horizont das Gefühl, plötzlich in einem seiner Bilder zu sein – er war „im Bilde“. Mitgebracht hat er eine auf der Insel gefundene philosophische Ruhe, seinen „inneren Horizont“und eine geläuterte, reduzierte Malerei.

Der Umgang mit den Bildern von Jens Lausen bedarf einer Fähigkeit, die verloren zu gehen droht: Geduld zu differenzierter Wahrnehmung. Manche mögen solche Malerei als unentschieden und düster empfinden. Doch Grau als die Farbe der Grenze läßt jedem die eigene Wahl, Farben zu sehen, es schon dunkel zu finden oder es noch für hell zu erklären. Die Grauzone ist die Stunde des Wolfs, aber nur für die, die sich vor Unbestimmtheit und Veränderung fürchten. Für die anderen ist es der Augenblick, in dem er zwischen den Forderungen des Tages und den Lüsten der Nacht ganz bei sich selbst ist. Hajo Schiff

„Vom Weglassen“, Kampnagel k3, bis 16. Dezember tägl. außer Mo, 16 – 20 Uhr

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