■ Kommentar: Schweigen aus Angst
Eine öffentliche Diskussion um das Kulturhaus „Peter Edel“ will man in Weißensee vermeiden. Das Beispiel Marlene Dietrich und Schöneberg, so ist immer wieder zu hören, habe das gelehrt. Also Schwamm über die Geschichte?
Zugegeben, die Person Peter Edel ist widersprüchlich. Jüdischer Abstammung, Verfolgter des Nazi-Regimes, von der DDR hochgelobter Schriftsteller – und Informeller Mitarbeiter der Staatssicherheit. Er war nicht irgendeiner, sondern denunzierte Schriftstellerkollegen und gab fleißig Bericht nach oben. Das ist den Gauck-Akten zu entnehmen und nachzulesen in dem sorgfältig recherchierten Buch „Sicherungsbereich Literatur“.
1984 wurde das Volkshaus Weißensee in „Kulturhaus Peter Edel“ umbenannt. So heißt es heute noch. So untersteht es heute noch immer dem Bezirksamt Weißensee. Und somit kommt das Bezirksamt nicht umhin, sich mit der Person Peter Edel auseinanderzusetzen. Auch wenn, zugegebenermaßen, die Auseinandersetzung keine leichte ist.
Was aber tut man in Weißensee? Am liebsten sich üben in taktvoller Zurückhaltung, um ja nicht in den Verruf zu kommen, antisemitisch zu sein, um ja nicht den Zorn der zahlreichen PDS-Wähler auf sich zu ziehen, die Edel nur als Antifaschisten sehen und deren Stimmen man ja bei der nächsten Wahl gebrauchen könnte. Dabei wäre eine ehrliche Debatte vonnöten, die in der Aberkennung des Namens für das Kulturhaus enden könnte. Sie böte aber zugleich die Chance, die Widersprüchlichkeit der Schriftstellerpersönlichkeit, etwa in einer Dauerausstellung, aufzuzeigen. Jens Rübsam
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