: Die zwei Leben des Dichters Peter Edel
■ Streit in Weißensee um das nach dem DDR-Schriftsteller benannte Kulturhaus. Peter Edel war Jude und Antifaschist, aber auch Stasispitzel. CDU und SPD wollen das Gebäude umbenennen, PDS und Jüdischer
Im Bezirk Weißensee gibt es Streit um den Namensgeber des Kulturhauses „Peter Edel“. Der 1983 verstorbene DDR-Schriftsteller war Jude und Antifaschist, aber auch Mitarbeiter der Staatssicherheit. Deshalb zanken sich nun CDU und SPD auf der einen sowie die PDS und der Jüdische Kulturverein auf der anderen Seite, ob das Kulturhaus weiter seinen Namen tragen darf.
Initiiert hatte den Konflikt Max Görner, Korektor der Kunsthochschule Weißensee, den das Buch „Sicherungsbereich Literatur“ über den Schriftsteller Peter Edel nachdenklich machte.
In dem Buch hatte Görner den Bericht des Staatssicherheitsmajors Pönig gelesen: „Der IM (Peter Edel, d.Red.) wurde 1974 auf Kontakt genommen und 1978 als IM geworben. Die Werbung erfolgte auf der Basis der Freiwilligkeit. Der IM war stets einsatzbereit und erfüllte übertragene Aufgaben gewissenhaft.“ Zugleich wird Edel als „Hardliner“ unter den DDR- Schriftstellern bezeichnet, der sich etwa „erleichtert“ über die Ausbürgerung Wolf Biermanns geäußert habe.
Görner, auch Vorsitzender des „Interessenverein Kulturhaus Weißensee“ schrieb daraufhin einen Brief an das Bezirksamt Weißensee mit der Bitte, dem Kulturhaus den Namen „Peter Edel“ abzuerkennen. Um die ausgelöste Welle der Empörung wissend, fügte er seinem Schreiben hinzu: „Nun ist Peter Edel ein schwierges Schicksal.“ Edel sei Jude und Antifaschist – aber eben auch Informeller Mitarbeiter der Stasi, der andere denunziert habe, unter anderem eine Redakteurin des SED- Zentralorgans Neues Deutschland.
Der Vorschlag Görners hat zu heftigen Auseinandersetzungen in Weißensee geführt. Dadurch werde das Ansehen eines Antifaschisten beschädigt, befürchtet die Vereinigung ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des Nazisregimes und Hinterbliebener. Der Vorwurf trage zudem antisemitische Züge. Eine Tagung des Kulturausschusses Weißensee zum Thema hatte bereits im November für Streit gesorgt, ein Beschluß aber wurde nicht gefällt.
CDU und SPD sind sich jedoch einig, das Kulturhaus, das seit 1984 den Namen Edels trägt, umzubennen. CDU-Fraktionsvorsitzender Joachim Kanitz betont: „Die Tatsache, daß Peter Edel ein Jude ist, rechtfertigt nicht, gutzuheißen, daß er Spitzeldienste für die Stasi geleistet hat.“ Christine Luft, SPD- Franktionsvorsitzende, sagt: „Auch wir sind für die Umbenennung.“ Forcieren allerdings wollen beide die Sache nicht.
Für Irene Runge vom Jüdischen Kulturverein ist das eine fadenscheinige Begründung. „Entweder man hat eine Meinung oder nicht.“ Sie plädiert gegen eine Aberkennung des Namens, da damit „die Erinnerung an eine Person rückhaltlos ausgelöscht wird“. Der Widersprüchlichkeit der Person Edel werde man so nicht gerecht.
PDS-Kulturstadträtin Christine Keil will in der Problematik Peter Edel nicht weiter aktiv werden. „Für mich hat sein Leben zwei Abschnitte. Die Nazi-Zeit und die Zeit danach.“ Dies müsse respektiert werden.
Max Görner dagegen ist „deprimiert“, wie in Weißensee mit dem Thema umgegangen wird. „Auf der einen Seite Betonköpfe, auf der anderen Feiglinge.“ Jens Rübsam
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