: Gregor Gysi will Lafontaine dulden, Schröder aber nicht
Berlin (taz) – Auch Gregor Gysi möchte bei der Kür des SPD-Kanzlerkandidaten mitreden. Der Chef der PDS-Bundestagsgruppe bot Oskar Lafontaine via Welt am Sonntag an, ihn als Kanzler einer rot-grünen Minderheitsregierung zu stützen. Gerhard Schröder hingegen genießt seine Sympathie nicht. Eine Reform-Regierung, mutmaßt Gysi weltläufig, sei mit dem Niedersachsen nicht zu machen. Also gäbe es keine PDS-Toleranz für Schröder. Lafontaine findet Gysi hingegen gut. Um eine Große Koalition zu vermeiden, würde Gysi die Stimmen des demokratischen Sozialismus zugunsten von Rot-Grün in die Waagschale werfen. Wenn Lafontaine auf „unsere Stimmen“ angewiesen und auch bereit wäre, „die Chance einer Reform-Minderheitsregierung einer großen Koalition vorzuziehen, würde dies an uns nicht scheitern“. Aber bedingungslos ginge das nicht. „Wir sind kompromißbereit, aber nicht prinzipienlos.“
Zu den Prinzipien der Partei des Demokratischen Sozialismus zählt auch, Rot-Grün aus der Opposition heraus Paroli zu bieten. Wenn SPD und Bündnisgrüne zusammen eine Mehrheit im Bundestag schaffen, dann macht die PDS innerparlamenatrische Opposition.
Voraussetzung dafür wäre allerdings, daß die PDS wieder in den Bundestag einzieht. Da es für die Fünfprozenthürde laut Umfragen nicht reicht, setzt die Linkspartei auf ihre Stärke im Osten. Vier bis sieben Direktmandate erwartet sich PDS-Parteichef Lothar Bisky.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen