piwik no script img

Play it again, Helga!

■ Trostpflaster für Beimer-freie Zeiten mit Würfel, Ereigniskarten und allem Drum und Dran: Das offizielle "Lindenstraßen"-Spiel. Ein Test

Es soll ja Menschen geben, denen die sonntägliche Dosis „Lindenstraße“ entschieden zuwenig ist. Die unzähligen Wiederholungstermine in den Dritten sind allenfalls ein Methadon-Programm, und im Buch zur Serie melancholisch nachzublättern, warum Helga in Folge x mal wieder ihre berühmten Spiegeleier briet, kann's auf die Dauer auch nicht sein. Man kann den LS-Turkey inzwischen auch anders besänftigen. Wie es sich für die „Lindenstraße“ gehört, in der Gruppe und geradezu spielerisch.

„Lindenstraße — Das Spiel zur beliebtesten Straße Deutschlands“ nennt sich die Therapie und ist für zwei bis sechs Menschen machbar. Gespielt wird auf einem Brett, das, logo, die LS mit sechs allseits beliebten Locations wie dem Akropolis, der Nr. 3 und dem Café Beyer aufweist. Dort gilt's für jeden Spieler, dazugehörige Steinchen einzusammeln, die für die richtige Beantwortung von Fragen ausgegeben werden. Als Fortbewegungsmittel von einem Ort zum anderen dient der gute alte Würfel. Das Salz in der Suppe sind natürlich die 110 Karten mit jeweils sechs farblich sortierten Fragen (resp. Antworten auf der Rückseite). Die beziehen sich auf die ersten 570 Folgen LS und sind von höchst unterschiedlichem Härtegrad. „Onkel Franz Wittich ist ausländerfreundlich. Richtig oder falsch?“ wird auch Gelegenheits- Guckern ein müdes Lächeln abnötigen, andere dürften selbst beinharten LS-Junkies den Schweiß auf die Stirn treiben: „Mit was versuchte Gottlieb Griese seine Frau Berta zurückzugewinnen?“ (Mit einem Diavortrag, der zu einer Liebeserklärung wurde. Schluck.) Und doch irgendeine Ahnung, warum Klausi Beimer mal einen Müllwagen verfolgte? Und wen um Himmels Willen beschuldigte noch mal Elena Sarikakis, als bei der Silvesterfeier 87/88 im Akropolis einige Gäste Würmer im Salat fanden?

Verkompliziert wird dieses Quiz-Modell durch 33 Ereigniskarten, die allerdings kaum für Spannung sorgen und bisweilen Logik und Gerechtigkeitsempfinden auf eine harte Probe stellen: „Du wolltest Iffi Zenker und Momo Sperling in ihrer Wohnung besuchen. Leider ist niemand zu Hause. Gib einen Chip ab!“ Ich die Zicke und den Rasta-Mann besuchen wollen und dann noch bestraft werden, weil die Schlaffis ausgeflogen sind!? Da würde doch selbst Helga aber auf die Barrikaden gehen. Oder wenn ich mit Julia von der Marwitz über Tierversuche diskutiere und dabei (laut Karte) „nicht merke, wie die Zeit verrinnt“, soll mich das auch einen Chip kosten. Gibt's etwas Verdienstvolleres, als mit Damen über Tierversuche...?

Kurzum, diese bei Monopoly entliehenen Ereigniskarten nerven viel und bringen wenig. Drum der Verbrauchertip: Die Frage-Antwort-Karten nehmen und das Ganze einfach nach Trivial-Pursuit-Regeln als LS-Edition auf dem dazugehörigen Brett spielen. Geht problemlos. Aber für 110 Pappkärtchen mit 660 Fragen sind 59,95 Mark ein ziemlich stolzer Preis. Reinhard Lüke

Pia Praschan/Wolfram Lotze: „Lindenstraße“, N & W Spiele, 59,95 DM. Überall, wo's Spiele gibt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen