piwik no script img

■ BerlinaleWas im TV übrigbleibt

Das Kino scheut das Fernsehen immer noch. Daher reagierte man bei den Festivalorganisatoren teilweise verhalten, als Sat.1 sich anschickte, einer der Hauptsponsoren zu werden, wie Tina Ziegler von der Sender-PR berichtet. Doch es war auch gerade der etwas un-entertainige Ruf der Berlinale, der Sat.1 reizte. „Wir wollen die Kompetenz im Spielfilmbereich wieder zurückreklamieren“, sagt Tina Ziegler, jedoch: „Da stehen wir noch ganz am Anfang.“ Tatsächlich: Ausgerechnet der Hauptsponsor hatte keine eigene (Ko-)Produktion auf dem Festival und sicherte sich bisher auch von keinem der Filme Rechte. Dennoch wird überall betont, man nehme die Berlinale als Programmarkt sehr ernst. „Es wird noch viel gedealt“, heißt es bei Pro 7, wo man sich immerhin schon die deutsch- kanadische „Mrs. Bear“ vom Kinderfilmfest gekauft hat, nebst einer Dokumentation über die Pornobranche vom Filmmarkt.

Ansonsten treten naturgemäß die Öffentlich-Rechtlichen als Koproduzenten hervor. Einmal mehr ist es arte, wo man viele der Filmleckerbissen erwarten kann – von denen zahlreiche überhaupt nicht Kino sind, sondern TV-Produktionen. So wie Romuald Kamarkars brillantes Kammerspiel „Frankfurter Kreuz“, das für eine arte- Reihe über die Jahrtausendwende entstand und Ende des Jahres ausgestrahlt wird. Schon im März zeigt arte Jutta Brückners Bertolt- Brecht-Film (am 10. März). Der bei der Kritik durchgefallene deutsche Beitrag „Mambospiel“ ist eine arte/MDR/SDR-Produktion. Nach der (noch unklaren) Kinoauswertung wird auch Assi Dayans „The 92 minutes of Mr. Baum“ bei arte zu sehen sein. Ansonsten spielt das ZDF mit seinem „Kleinen Fernsehspiel“.

Da es ihn im Kino kaum mehr gibt, ist für den Dokumentarfilm TV lebensnotwendig. Viele Berlinale-Dokfilme (wie „Und vor mir die Sterne“ über die Schlagersängerin Renate Kern, eine arte/ NDR-Produktion) sind TV-Produkte. Der MDR hält (teils mit dem ORB) die DDR-Dokfilmtradition aufrecht: mit Andreas Voigts „Große weite Welt“ (über den Wandel in Leipzig) und „Abstich“, die neue Folge der Maxhütte-Chronik von Jochen Tschirner/ Burghard Drachsel. lm

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen