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Staudämme lassen Profite versiegen

■ Riesige Wasserkraftwerke haben auch wirtschaftlich für Konzerne wie ABB keine Zukunft

Basel (taz) – Ob es um den Itaipu-Staudamm in Brasilien oder den Atatürk-Staudamm in der Türkei geht – der schwedisch-schweizerische Konzern ABB läßt sich kein lukratives Wasserkraftprojekt entgehen. Auch für den Bakun-Damm in Malaysia und das Drei-Schluchten-Projekt in China will ABB Bauteile liefern. Für die Beteiligung an solchen ökologisch und sozial fragwürdigen Projekten erntete ABB, das heute seine Bilanz für 1997 präsentiert, gestern von der entwicklungspolitischen Organisation Erklärung von Bern (EvB) deutliche Kritik. Allein im Land Maos geht es um Aufträge in der Höhe von bis zu 75 Milliarden Dollar. „Bei dieser Größenordnung muß unsere Firma einfach mit dabei sein“, erklärt ABB-Vizedirektor Norbert Krick. Muß sie nicht, widerspricht die EvB. Denn auch ökonomisch rechnet sich das Engagement von ABB und seinen Branchenkollegen nicht. Dies behauptet die EvB in einer Studie, die sie gemeinsam mit der größten schwedischen Umweltorganisation, der Gesellschaft für Naturschutz, erarbeitet hat. Als Kehrtwende für die bisher lukrative Staudammpolitik führt der Autor Nicholas Hildyard den Flop des Bakun-Staudamms 1997 an. Für ABB ging der größte je erhaltene Auftrag (drei Milliarden Dollar) verloren, weil die notwendigen Investitionen nicht zusammenkamen. Mit der Finanzkrise in Asien ist das Projekt „auf unbestimmte Zeit verschoben“.

Für ABB bedeutet Bakun nicht nur eine Abschreibung von 100 Millionen Dollar, sondern auch einen unschönen Kratzer am Lack des mehrfach mit Managementpreisen ausgezeichneten Unternehmens. Mit dem Zuschlag für eine Generatorenlieferung an das Drei-Schluchten-Projekt glaubt man zwar, die Damm-Krise überstanden zu haben. Anderer Meinung ist Nicholas Hildyard: „Analysen zeigen, daß die Zukunftserwartungen für die gesamte Hydroelektrizität bescheiden sind.“ Das habe neben der fehlenden Wirtschaftlichkeit der Megadämme damit zu tun, daß die Regierungen zunehmend skeptischer würden und ihre politische Unterstützung entzögen. Dazu kommt die wachsende Opposition von Menschenrechts- und Umweltgruppen. Die Studie „High Risk – Low Return“ rechnet mit durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten für Wasserkraft von gerade vier Prozent bis zum Jahr 2020. Im scharfen Gegensatz dazu kommen erneuerbare Energieträger wie Photovoltaik auf 10 bis 20 Prozent pro Jahr. „Im wachsenden Energiemarkt ist Strom von neu erstellten Dämmen nicht konkurrenzfähig“, faßt Autor Hildyard zusammen. Und sein Kollege Peter Bosshard von der EvB empfiehlt der Konzernführung, aktiv in Zukunftsenergien zu investieren: „Andernfalls hängt die Konkurrenz ABB ab.“ Pieter Poldervaart

Die Studie steht im Internet unter: http://www.access.ch/evb/bd

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