■ Was Frauen auf den Vorwurf mangelnden Feingefühls antworten:
: „Rauf, runter, zack!“

Haben Frauen tatsächlich nur wenig Ahnung von den Bedürfnissen eines Mannes, wie Jan, Niels und Thomas behaupten? Die taz ließ ihr Klageprotokoll von drei Frauen gegenlesen. Sophie Lloyd* (24), Kunstgeschichtsstudentin, gebunden (sicher), findet, Männer sagen zum Sex „meist überhaupt nix“; Anne- Celine Jäger (28), Hausfrau, verheiratet (noch), meint, Männer betrachteten den Sex zu sehr unter technischen Gesichtspunkten; Claudia Schuster (25), Stadtplanerin, gebunden (mehr oder weniger), wundert sich, daß die drei Männer überhaupt über ihre Wünsche sprechen. (* Namen geändert).

taz: Also: Wie haltet ihr's mit dem Schwanz?

Anne-Celine: Ich finde die Frage an sich, wie geht die Frau mit dem Glied des Mannes um, schon etwas reduziert. Aber gut. Das ist ja jetzt wohl das Thema.

Sophie: Also, es sagt hier doch keiner konkret, was man genau machen soll. Soweit ich das aus eigener Erfahrung weiß, sagen die meisten überhaupt nix und erwarten, daß man alles richtig macht.

Anne-Celine: Das Problem ist ja, daß du es nicht theoretisch durchspielen kannst.

Claudia: Aber die Aussage von Niels ist echt typisch. Niels will es nicht per Sprache machen und lieber zeigen. Wie zeigt man denn das? Mein Gott, ich würde gerne mal wissen, wie die Jungs sich einen runterholen.

Anne-Celine: Ich glaube ja, daß Frauen ihre Wünsche konkreter äußern. Männer sind da nicht bereit, so detailliert zu erklären, wie es sein soll. Ich habe den Eindruck, sie wollen die romantische Situation nicht zerstören.

Sophie: Und hier am Anfang, wenn ich das richtig zusammenfasse, dann legen die Frauen den Gummi mit an. Meine Erfahrung aber ist, daß die meisten Männer immer in control bleiben wollen. Die wollten überhaupt nicht, daß ich da mithelfe. So nach dem Motto, ich bin der Typ, ich habe alles unter Kontrolle.

Anne-Celine: Nicht unbedingt.

Sophie:Ein paar Ausnahmen gibt es immer.

Anne-Celine: Das ist ja auch wohl angesagt.

Claudia: Ich find's süß, wenn sie dann noch mal so checken: Sitzt auch alles?

Anne-Celine: Ja, stimmt. Aber das können wir auch nicht so einfach feststellen. Trotzdem sollte man da irgendwie zusammen rangehen, oder?

Sophie: Eigentlich schon. Aber ich wollte einmal einem das Kondom überstreifen, da hat er mir auf die Finger gehauen und den Gummi entzogen.

Anne-Celine: Hat wohl gedacht, du kannst das nicht?

Sophie: Keine Ahnung.

Anne-Celine: Ich habe jedenfalls mitgekriegt, daß die Männer den Gummi falsch aufgesetzt haben.

Das passiert nur den Männern?

Anne-Celine: Ja, das passiert nur den Männern.

Sophie: Tja, man braucht eben ein gutes Händchen dafür, aber ich darf ja so selten.

Anne-Celine: Du würdest es also theoretisch besser machen?

Sophie: Na klar. Ich fasse den Pimmel gerne an. Ich könnte ständig hinfassen.

Anne-Celine: Wie? Auch in der Öffentlichkeit?

Sophie: Naja, manchmal auch da. Wenn ich da irgendwo langgehe, so abends, da möchte ich gerne meinen Freund anfassen. Und natürlich auch an seinen Schwanz. Mein Freund sagt schon, ich wäre schwanzfixiert. Manchmal ist es ihm schon fast unangenehm.

Was ist euch im Text noch aufgefallen?

Claudia: Was mir aufgefallen ist? Daß man nicht links und rechts hin und herspielen darf. Das sehe ich anders. Es steckt da auch ein Spieltrieb dahinter, er muß doch nicht immer sofort kommen.

Anne-Celine: Was ist denn mit dem Oralen. Das ist doch auch immer eine Riesendiskussion.

Das ist nicht das Thema.

Anne-Celine: Na schön. Was ich aber eine harte Äußerung finde; daß, wer den Penis nicht anfassen kann, auch Probleme... ne, warte mal... wie war das hier... der wird auch ein Problem haben, das Kondom drüberzumachen.

Sophie: Gibt's denn Frauen, die das nicht können?

Claudia: Ja, die Exfreundin von meinem Freund hat nie seinen Pimmel angefaßt und hat auch nie versucht, ihm den Gummi drüberzumachen.

Anne-Celine: Das wundert mich schon, wenn man den Pimmel nicht anfassen kann.

Sophie: Ich glaube, das ist das generelle Problem, wenn man den Pimmel nicht anfassen kann, dann klappt's eben auch nicht beim Kondom. Aber ich will noch mal was zum Jan sagen, wie er es selber macht, und daß es dann immer ziemlich hart und schnell ist und daß es die Frauen ruhig auch so machen können und manche viel zu zaghaft sind. Ich habe die gegenteilige Erfahrung gemacht, also eher, daß es zu hart ist. „Nein, du reißt mir gleich was aus“ oder so ähnlich. Ich finde es ziemlich ungewöhnlich, daß da einige zu zaghaft seien sollen.

Claudia: Wahrscheinlich deshalb, weil die mit 13, 14 anfangen zu testen und halt wissen, damit kommen sie zum Erfolg. Andere Wege werden nicht mehr versucht.

Sophie: Na, am besten anfassen und dann schön rauf und runter, zack. Aber trotzdem habe ich bei meinem Freund den Eindruck, daß ich, selbst wenn er es nett findet, nie annähernd rankomme, wie er es macht.

Anne-Celine: Mußt du ja nicht.

Sophie: Vielleicht habe ich aber den Anspruch.

Anne-Celine: Aber es ist doch auch das schöne daran, daß man es als Frau anders macht.

Claudia: Ich finde es ganz sympathisch, daß hier Thomas sagt, wenn eine nicht mit ihm schlafen will und deshalb ersatzweise rumfummelt, ihm das unangenehm und peinlich ist.

Anne-Celine: Was ist denn daran sympathisch? Ich kann es nachvollziehen, daß sie denkt, ich habe jetzt nicht so viel Lust, aber dann mache ich auch nicht so rum. Und ich denke, daß das auch akzeptiert wird.

Was sagt ihr denn zu dem Satz: Ein Ständer ist ein Ständer, und der steht?

Sophie: Schön wär's. Das wage ich zu bezweifeln... ja, also, her damit.

Claudia: Der Jan ist ja auch schon seit zehn Monaten mit der Frau zusammen, da kennt man sich ja. Aber wenn ich denke, man hat da so eine Affäre, was es da für Dramen gibt. Am Anfang, weil Monsieur irgendwie...üüühütihü...

Was?

Claudia: Naja, daß es wirklich ein Ständer ist, und man sich darauf verlassen kann, das braucht schon irgendwo Zeit. Vielleicht bei einem, der keine psychischen Problem hat, oder jemand, der das entsprechende Selbstbewußtsein hat.

Und was ist mit diesem „Rumbiegen“?

Claudia: Na, das hört sich fast nach Folterkammer an. Aber es ist doch klar, daß es nicht immer klappt. Für eine Frau ist es irgendwie ein Fremdkörper, mit dem sie nicht so intensiv Erfahrung hat wie die Männer selbst. Und daß man manchmal zu fest oder zu sanft rangeht, ist doch normal.

Anne-Celine: Ob man da als Frau richtig rangeht oder nicht, das kann man zwar an der Reaktion schon ein bißchen herausfiltern, aber letztlich muß es einfach gesagt werden.

Ist euch denn schon mal ein Malheur passiert?

Sophie: Oh Gott, ja.

Was denn?

Sophie: Na, ich zog zu fest... und er hat geschrien.

Was passierte dann?

Sophie: Ich habe mich entschuldigt.

Und dann habt ihr drüber gelacht?

Sophie: Naja, für ihn war's nicht so lustig... Was mir übrigens aufgefallen ist: Im Text reden alle von Eierkraulen. Da laß ich gleich die Finger von, weil da grundsätzlich geschrien wird.

Beim Eierkraulen wird geschrien?

Sophie: Ständig! Das ist doch noch komplizierter, da braucht man eine Extraanleitung.

Anne-Celine: Du meinst, beim nächsten Gespräch sollte sich alles nur ums Eierkraulen drehen!

Jetzt geht es aber erst mal um den Schwanz. Faßt ihr den gerne an?

Sophie: Ja, total. Mir wurde schon vorgeworfen, daß ich den Rest total vernachlässige. Na ja, das ist eben die Stelle, die mir am besten gefällt. Und außerdem habe ich nicht so was zum Spielen.

Claudia: Die Stelle ist eindeutig am interessantesten, um dort rumzuforschen.

Anne-Celine: Aber für mich ist es meistens nur ein Vorspiel.

Claudia: Was ich wirklich erstaunlich finde, ist, wie offen die drei Männer darüber reden. Die drei, also...

Ja?

Claudia: Na, die scheinen ja nur schlechte Erfahrungen gemacht zu haben.

Anne-Celine:Ich glaube, Frauen würden das alles nicht so technisch betrachen. Da spielt es eine größere Rolle, was noch drumherum passiert. Von daher ist es schwierig, es so einzugrenzen.

Sophie: Da fällt mir noch ein: Was Thomas hier sagt: „Nach dem Orgasmus zum Runterkommen, das ist cool.“ Das stimmt doch nicht. Ich kenne wirklich keinen, der es erträgt, danach angefaßt zu werden.

Claudia: Stimmt, die meisten sind superempfindlich danach und brüllen: „Stopp!“ Das wundert mich jetzt, daß er da weiterspielen möchte.

Sophie: Chillout ist doch alleine angesagt. Beim Mann.

Anne-Celine: Als Frau wünscht man sich oft, daß es so ein bißchen ausklingt.

Sophie: Das kommt drauf an. Ich gehöre mit Sicherheit nicht zu den Frauen, die danach Lust haben, stundenlang rumzukraulen und rumzustreicheln. Das ist doch viel zu anstrengend. Es heißt ja immer: Frauen wollen dann noch stundenlang, Männer schnarchen immer in die Matratze.

Claudia: Letzteres stimmt ja auch oft.

Anne-Celine: Einmal rumdrehen, und dann sind sie weg.

Claudia: Genau.

Anne-Celine: Aber dieses Chillout müßte er noch mal näher erläutern.

Claudia: Oder zum Einschlafen? Was soll denn das? Dabei kann er doch nicht Einschlafen. Da scheint seine Phantasie ein bißchen durchzugehen.

Was ist jetzt mit dem Schwanz? Seid ihr nun enge Freunde geworden?

Sophie: Ja, na klar. Liebe auf den ersten Blick.

Claudia: Ach, das ist von Mann zu Mann verschieden. Ich würde nicht sagen, daß jedes Glied mein bester Freund ist. Da gab's schon welche, mit denen kam ich nicht zurecht.

Anne-Celine: Das hängt auch davon ab, was gerade so davor ablief. Ob man stimuliert war, oder wie auch immer.

Claudia: Na, ich weiß nicht. Ich hatte mal das Gefühl, ich weiß nicht, was er will, und er wußte selbst auch gar nicht, was ihm so gefällt.

Sophie: Das hängt doch ab, wie man damit umgeht. Wenn der Schwanz offen auf den Tisch oder das Bett kommt und man zusammen damit umgeht, dann klappt das auch.

Anne-Celine: Was hier nicht angesprochen wurde, ist die Größe.

Das ist auch nicht das Thema.

Anne-Celine: Für uns schon. Ich will jetzt nicht sagen, daß man mit einem kleinen Schwanz keinen guten Sex haben kann. Nichtsdestotrotz gibt es dann aber wohl unterschiedliche Techniken.

Claudia: Außerdem macht es viel mehr Spaß, sich mit einem großen Schwanz zu beschäftigen als mit einem kleinen.

Gibt es Männer, die nicht wollten, daß ihr ihren Schwanz anfaßt?

Sophie: Ich habe mal erlebt, daß einer das nicht wollte, daß ich ihm einen runterhole. Und der wollte auch nicht, daß ich mir einen runterhole. Da dachte ich mir...

...der hat bestimmt einen Kleinen?

Sophie: Das nicht. Aber wir kannten uns noch nicht so gut, und das war ihm vielleicht zu persönlich. Ich habe den Eindruck gemacht, also, anfassen ist nicht so persönlich wie Sex. Das meiste spielt sich im Kopf ab. Und noch etwas: Es kommt auch sehr darauf an, ob er appetitlich ist. Das wurde überhaupt noch nicht erwähnt. Ich habe zum Beispiel keine Lust, einen Schwanz anzufassen, der umringt ist von 15 Zentimetern Schambehaarung.

Anne-Celine: Das Thema ist nun mal so eingegrenzt, für eine Frau spielen aber noch hunderttausend andere Themen eine Rolle...

Darüber müssen wir dann wohl das nächste Mal sprechen. Interview: Gerald Kleffmann