■ Bonn apart: Schmunzeln am Rhein
Der Tony Blair... Na, welcher Name fällt uns dazu jetzt gleich ein? Richtig. Wie bei Adam und Eva, bei Dick und Doof, bei Hanni und Nanni, bei Hauser und Kienzle, bei Pest und Cholera ist bei Tony Blair der Gehard Schröder nicht weit. Aber das nur mal so am Rande.
Der Tony Blair jedenfalls ahnt ja gar nicht, was er für einen Einfluß auf die allgemeinen Geschicke der Menschheit hat. Neulich zum Beispiel war zu lesen, daß im neuen England der New-Labour-Party die Bettler arm dran sind, weil die Briten neuerdings nicht mehr so spendierfreudig sind. Der Grund: Tony Blair hatte öffentlich gesagt, er habe Bettlern noch nie etwas gegeben.
Das könnte uns ja vielleicht egal sein, aber einige von Blairs neuen goldenen Worten sind über den Kanal geschwappt, ausgerechnet zur guten, alten deutschen Sozialdemokratie. Die will jetzt nämlich, so wie der Blair seine Partei New Labour genannt hat, bei der Wählerschaft die „Neue Mitte“ anpeilen. Das muß man sich mal ins Großhirn fließen lassen: Neue Mitte!
Zzzinngg. Oh, leider hat es gerade beim Zusammentreffens meines Großhirns mit der „Neuen Mitte“ einen kleinen Kurzschluß gegeben. Achtung, Achtung. Notplan in Kraft setzen. Kleinhirn, bitte kommen!... Danke schön. Also, weiter geht's.
Die Stadt Oberhausen soll gegen diesen neuen Slogan Protest eingelegt haben. Das neue Retorten-Einkaufszentrum an der Halsschlagader ihrer Stadt heißt nämlich schon „Neue Mitte“. Und darauf hat Oberhausen das Copyright.
Zugegeben, das war jetzt ein bißchen albern. Achtung, Achtung: Neues Kleinhirn bestellen.
Von der Albernheit zur Fröhlichkeit ist es ja nicht weit. Und da fällt dem neuen Kleinhirn glatt was ein: Am Wahlabend in Niedersachsen haben wir doch den neuen Fraktionsvorsitzenden der SPD, Oskar Lafontaine, gesehen, wie er vor seinem Haus in Saarbrücken den neuen Hoffnungsträger Schröder als neuen Kanzlerkandidaten der neuen SPD kürte. Er war ein bißchen bleich um die Nase, wirkte müde, etwas traurig, und trotzdem sagte er: „Sie sehen, der Parteivorsitzende ist fröhlich.“
In der Parteizentrale in Bonn lachten sie darüber. War das die neue Fröhlichkeit? Markus Franz
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