Serbe bekennt Verbrechen gegen die Menschlichkeit

■ Angeklagter gesteht vor dem UN-Tribunal, muslimische Frauen vergewaltigt zu haben

Den Haag (dpa) – Erstmals hat sich ein bosnischer Serbe vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag schuldig bekannt. Der 37jährige Dragoljub Kunarac gestand gestern, muslimische Frauen vergewaltigt und damit ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. In drei anderen Anklagepunkten plädierte er auf unschuldig. Kunarac hatte sich in der vorigen Woche freiwillig gestellt. Bisher hatte sich nur einer der Angeklagten, der bosnische Kroate Drazen Erdemović, schuldig bekannt.

Kunarac muß sich als erster Angeklagter wegen Massenvergewaltigung verantworten. Das Tribunal macht den ehemaligen Militärkommandanten für die „Versklavung“ Hunderter muslimischer Frauen und Mädchen 1992 in Nordbosnien verantwortlich. Mindestens 14 Frauen und Mädchen, darunter Zwölfjährige, seien von Kunarac und anderen serbischen Soldaten über Monate hinweg sexuell mißbraucht worden. „Viele Frauen erlitten durch die sexuellen Übergriffe bleibende gynäkologische Schäden“, heißt es in der Anklageschrift. Mehrere Frauen seien heute noch traumatisiert.

In einem Fall sei eine Frau drei Stunden lang von mindestens 15 Soldaten mißbraucht worden. Einer anderen vergewaltigten Frau habe Kunarac gesagt, sie werde nun serbische Babys bekommen. Nach Erkenntnissen der Anklage setzte die Führung der bosnischen Serben Massenvergewaltigungen systematisch als Mittel der Kriegführung ein. Das Tribunal ist das erste Gericht seiner Art, das Vergewaltigungen als Kriegsverbrechen einstuft.