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■ StandbildSamstägliche Werbeminiaturen

„Spot-Premiere Nescafé“, Sa., 20.07 Uhr

„Das Wort zum Sonntag“, Sa., 22.35 Uhr, ARD

„Du kannst reich sein, ganz ohne Geld / Du kannst alles tun, wenn du verstehst / Du kannst eine Mutter sein, auch wenn du ein Mann bist / Mach' auf, du weißt, daß du's kannst. / Öffne deine Augen, öffne deinen Geist / Öffne deine Gedanken. Steh' nicht hint' an / Mach' auf! Mach' auf!“

Zu diesem Soundtrack wandern mindestens fünfzig Schauspieler durch vorzugsweise entlegene Gegenden unseres Planeten, tragen Rucksäcke, umarmen und helfen einander, fahren Motorrad oder Rollstuhl. – Jesses! Was für ein Aufwand, bloß um noch mehr Nescafé unter die Leute zu bringen.

Zweieinhalb Stunden später ist der Bildschirm entvölkert. Einsam steht eine blonde Frau auf einer grünen Wiese, im Hintergrund ein Plattenbau. „Gabriele Herbst aus Magdeburg“ wird unverschämt. Sie nennt mich einen „Esel“. Aber ist ja gar nicht so gemeint: Nach einigen herzzerreißend unbeholfenen Schnitten und Perspektivwechseln präsentiert Frau Herbst einen echten Esel, einen störrisches Tier, einen hervorragenden Lastenträger. „Esel“ sei nämlich eigentlich gar kein Schimpfwort, ganz im Gegenteil: Die Lasten unserer Welt sollen wir tragen, uns nicht aus der Verantwortung stehlen – und nennen uns die anderen auch Esel. Beziehungsweise Christen. Derweil stupst der echte Esel, dem die Predigt herzlich wurscht ist, die fromme Frau aus Magdeburg in die Seite. – Jesses! Was für ein kalter Kaffee.

Weltweit, informiert uns das neumodische Miniaturformat „Pro7-Spotpremiere“, werden sekündlich 3.300 Tassen Nescafé getrunken, „von Menschen unterschiedlichster Herkunft, Kultur und Meinung“. Bewußt präsentiert sich Nescafé als Mainstream-Getränk – Don't stay behind / Open up! Wer dazugehören will, zu dieser Verschwörung herzenswarmer Toleranzler, muß sich einfach nur einen Kaffee aufbrühen. Ganz anders die altmodische Miniaturpredigt: Früh aufstehen sollen wir, in die Kirche gehen, uns dort um „chaotische Jugendliche“ kümmern, Gemeinschaft erleben!

Nach dem Gottesdienst, immerhin, wird in vielen Gemeinden ein Tässchen Kaffee gereicht. Ein Schritt in die richtige Richtung: Christentum als Teilmenge der weltweiten Kaffeegemeinschaft. Mach' auf, mach' auf. Stefan Kuzmany

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