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Journalisten und Politikwissenschaftler zerbrechen sich derzeit den Kopf darüber, wer die Bundestagswahl gewinnt. Sie deuten Signale, ordnen historisch ein, leisten Auspizienarbeit. Dabei ist der Fall völlig klar; die Lösung findet sich im Fußball, genauer im Schicksal des FC Bayern München. Die Wahlen werden deshalb nicht am 27. September, sondern schon am 16. Mai entschieden, wenn Bayern gegen den MSV im Endspiel um den DFB-Vereinspokal antritt.

1966, als erstmals die SPD bei der CDU ins Regierungsboot stieg, wurde der FC Bayern Pokalsieger – gegen den MSV Duisburg. 1969 sicherten sich die Münchener den „Pott“ erneut, und im beschaulichen Bonn brachte Willy Brandt die sozialliberale Koalition unter Dach und Fach. 1982 siegten die Bayern wieder im Pokalendspiel, wenige Wochen zuvor zerbrach die rot-gelbe Koalition unter Helmut Schmidt und Hans-Dietrich Genscher. Ein Hauch von Wechsel schwebt stets über der Bayern-Beteiligung am Pokalendspiel.

Und noch eine Parallele zwischen Fußball und Politik: Jedesmal, wenn Kohls Wiederwahl anstand, wurde Bayern München Meister. Das war 1987 so, als Kohl Rau schlug; 1990 gegen Lafontaine und 1994 gegen Scharping. In dieser Saison scheinen sich Otto Rehagels Lauterer Kicker den Meistertitel zu sichern. Ironie der Geschichte: Ausgerechnet der 1. FC Kaiserslautern, wo Helmut Kohl Vereinsmitglied ist, scheint diesmal die Bayern-Meisterschaft zu verhindern, ohne die Kohl nicht Kanzler bleiben kann.

Also, was lehrt die Fußball-Geschichte? Wenn München nicht Meister wird, bleibt Kohl nicht Kanzler. Und die Pokalsiege der Bayern 1966, 1969 und 1982 zeigen, daß es zu einer neuen Koalition kommt. Gewinnt der FC Bayern also am 16. Mai das Pokalendspiel, dann gibt‘s in Bonn eine große Koalition, weil der diesjährige Gegner im Pokalendspiel MSV Duisburg heißt. Diese Finalpaarung gab es eben nur zweimal, 1966 und 1998. Deshalb wird es eine Große Koalition geben – ohne Kohl. Alles klar? Jürgen Ackermann

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