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Paulskirche für Frauen gesperrt

■ Kein Platz für kritische Diskussionsveranstaltung in den heiligen Hallen

Frankfurt/Main (taz) – Die Revolution von 1848 hat den Frauen zwar nicht das Wahlrecht beschert; aber wenigstens durften sie in der Paulskirche als Zuschauerinnen und Zuhörerinnen auf der Galerie sitzen. Heute ist es offenbar umgekehrt: Frauen dürfen zwar wählen und gewählt werden. Doch die Veranstaltung „Frauen – heute wie 1848 nicht gefragt?“ darf nicht wie geplant am 4. Mai in der Paulskirche stattfinden.

Ausgerechnet Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) hat dem Initiator Karl H. Berkemeier und dem Veranstalter, dem honorigen Bürgerverein „Mehr Demokratie“, die Paulskirche verweigert. Offizielle Begründung: In der Zeit vom 3. bis 4. Mai solle die überarbeitete Dauerausstellung zur Geschichte der Paulskirche in der Wandelhalle installiert werden.

Doch dorthin wollten Berkemeier und Thomas Rupp von „Mehr Demokratie“ weder die Diskutantinnen – von Monika Griefahn über Mechthild Jansen bis Hera Lind – noch die erwarteten rund 2.000 Zuschauerinnen und Zuhörerinnen einladen. Gedacht war an den großen Plenarsaal. Und der ist frei am 4. Mai.

Aber offenbar nicht mehr für eine eher kritisch konzipierte Diskussionsveranstaltung. Denn am 18. Mai 1998, dem 150. Jahrestag der Eröffnung der deutschen Nationalversammlung, soll dort die von einem konservativen Bürgerkomitee eher unkritisch konzipierte nationale Paulskirchenfeier mit Bundespräsident Roman Herzog ausschließlich vor geladenen Gästen stattfinden. Genau das sei die „inoffizielle Begründung“ für die Absage der OB gewesen, sagte Berkemeier. Am geplanten „Frauentag“ in der Paulskirche hätten die Teilnehmerinnen nämlich ausdrücklich den Bogen von 1848 bis heute spannen sollen: „Gibt es inzwischen Gleichberechtigung in den Parteien, in den Gewerkschaften, der Wirtschaft oder den Universitäten? Ist der Weg über mehr Volksabstimmungen vielleicht ein Weg zu mehr Demokratie für Frauen?“

Die Frauen bleiben mit ihren Themen also auch 1998 vor der (Paulskirchen-)Tür. Auf einer Pressekonferenz zitierte Berkemeier gestern die Bürgerin Clothilde Koch-Contard, die sich 1848 mit dem konstitutionellen Monarchisten Heinrich von Gagern angefreundet hatte: „Ich habe es in der letzten Zeit als schmerzlich empfunden, nur eine Frau sein zu müssen, die nur das Zusehen hat und doch mit Gefühl und Tatkraft im Leben begabt ist.“

Die Veranstaltung am 4. Mai geht nun ins Exil: Sie wird in der Katharinenkirche stattfinden. Klaus-Peter Klingelschmitt

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