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Festakt ohne dänischen Kaiser

■ Separatisten boykottieren 100-Jahr-Feier des Rathauses Altona

Ein Bezirksregent hält Hof. Heute abend ab 18 Uhr bittet Altonas oberster Verwaltungschef Uwe Hornauer (SPD) zum Empfang in den schmucken Innenhof seines säulenlastigen Rathauses. Das wird auf den Tag genau 100 Jahre alt und wurde zu diesem Anlaß strahlend-weiß getüncht. „Ein Büffet“ werde es geben, lief Hornauer bereits gestern das Wasser förmlich im Munde zusammen. Und noch eine Attraktion: Den richtigen Bürgermeister von ganz Hamburg, also Ortwin den Ersten Runde, habe er als Festredner gewinnen können. Kann da bei den folgenden 100 tollen Tagen Feierlichkeiten mit Konzerten, Veranstaltungen und Bierzelten noch etwas schief gehen?

Es kann. Nichts als Undank widerfährt dem so Engagierten: Es hagelt Absagen. Dänisch-Altona, das bis Mitte der 1860er Jahre der Krone des Nordens unterstand, beklagt Ehrverletzungen. Drohen Hornauer und Runde gar allein beim Festakt dazustehen? „Mit bedauerndem Gruß“ teilte Olaf Wuttke, Sprecher der Altonaer Freiheits-Initiative „Weg von Hamburg“ und Altonas GAL-Fraktionsvize, dem „Herrn Bezirksbürgermeister Dr. Uwe Hornauer per FAX“ und „ohne Umschweife“ mit, daß „keiner von uns teilnehmen wird“. Es sei ein „geschmackloser Affront gegen die Menschen“, ausgerechnet „den Bürgermeister derjenigen Stadt als Hauptredner vorzusehen, die unser Altona seit über 60 Jahren in unerträglicher Weise an der kurzen Leine hält“.

„Ich“, protestiert Hornauer, „habe doch den Generalkonsul Dänemarks eingeladen.“ Mit einem „Kaiser“, wie sich das einige wohl wünschten, könne er „nicht dienen“. Dafür aber hat der Bezirkschef ein Buch geschrieben: „Das Altonaer Rathaus 1898-1998“ (Dölling und Galitz, 29,80 Mark). Ob Wuttke das als Hymne an Altona für ausreichend hält, war bis Redaktionsschluß nicht herauszufinden. Eine Gegendarstellung namens „Olaf Wuttke: Mein Rathaus Altona. Die wahre Geschichte“ war im Handel (noch) nicht aufzutreiben. Heike Haarhoff

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