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Nackig on Heaven's Door

■ Vibrator ist deutscher Fußballmeister, dem Rest bisweilen Dabeisein schon zuviel

Regensburg (taz) – Same procedure as every Pfingsten. Da kommen sie also wieder zusammen, die Alternativen. Vorhaben: gemeinschaftliches Bälletreten, bei der DAM, der Deutschen Alternativ Meisterschaft im Fußball. Heuer in der 12. Auflage. Viele kommen mittlerweile als Ü 40, die zweite Ehefrau resp. Lebensabschnittsdauerpartnerin ist mitgereist, die Kinder nähern sich dem Mitspielalter. Abends schleichen sie dann herum, verweisen auf Zipperlein und Zipper. Knochen ächzen, Bänder leiern, Rücken zwicken. „Ach, mein Kreuz.“ Und: „Scheiß Fußball.“

Natürlich gab es wieder viel Unfug, Selbstironie, zumindest Selbstreferenzielles. Geschichten wären zu erzählen vom frauendominierten Neulings-Team Syntronics, das sich über zuviel männliche Alternativhärte erschüttert zeigte und noch in der Nacht versuchte, seinen bäuerlichen Sturmstar herzubeordern, der aber wegen akuten Kuhkalbens nicht kommen konnte. Vom Bremer Vibrator wäre zu berichten, der schon wieder gewann, als Entschuldigung aber eine scharfe Vollstripnummer auf die Bühne legte unter dem Sangesmotto: „Nackig on Heaven's Door“. Von Vialli natürlich, der noch kommen wird, wenn alle anderen zu Hause im Rollstuhl bleiben.

Will man das immer wieder lesen? Nein, es ist Wahlkampfjahr. Widmen wir uns also der Grünen Tulpe, dem Bundestagsteam der Bündnisgrünen, das die meisten Brillenträger stellte und recht kreativ mit Rotationsprinzip (Seitenwechsel bei Halbzeit) spielte. Torwart Ludger Volmer (46) hatte „die reine Ästhetik“ versprochen und erfüllte sie für seinen Part trotz ansätziger Molligkeit voll: meist erfrischend schnell am Boden, dazu richtig flinke Reflexe. Abgeordnetenkollege Rezzo Schlauch (siehe nebenstehendes Interview) interpretierte den Abwehrmann sehr konservativ ohne jede Angriffsambition (zu weiter Rückweg). Marathonian Joschka Fischer hatte kurzfristig abgesagt. Tulpen-intern war zu hören, trotz Radikalverschlankung fehle es ihm an der notwendigen Spritzigkeit am Ball („Da muß der noch dran arbeiten“). Immerhin gelang den Tulpen bei einem Tor der taz eine spontane Zweimann-Ola als Jubelgeste. Ob das Gesamtvorhaben gelingt – „Save the planet – ohne Welt kein Fußball“ –, muß man abwarten (Ergebnisse siehe Statistik). Müll

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