Kommentar: Zu weit vorgewagt
■ Warum Kiels Energieminister Möller eher sich selbst entsorgt als einen Reaktor
Diesmal würde er. Ganz bestimmt. Seiner Wortgewalt gegen die Politik der CDU-Bundesumweltministerin Taten folgen lassen. Dem AKW Brokdorf die Wiederanfahrt einfach verweigern.
Die Hoffnung, die Norddeutschlands Atomkraftgegner bis gestern in den Kieler Energieminister Möller setzten, war berechtigt. Weit hatte sich der Minister in den vergangenen Wochen mit seiner Kritik, seinen Drohgebärden, seinen ironischen Seitenhieben in Sachen „Entsorgungsnachweis“ vorgewagt.
Zu weit. Denn genau das wird jetzt zu Möllers Glaubwürdigkeitsproblem: Wahlkampftaktisch hätte es ihm mehr genutzt, die Öffentlichkeit mit ihrem Anspruch auf ehrliche Einschätzung ernst zu nehmen. Statt dessen weckte Möller Hoffnung auf das Unmögliche.
An der Rechtsauffassung der Bundesumweltministerin Merkel, die nun mal das letzte Wort darüber hat, was ein hinreichender Entsorgungsnachweis sei, hat sich schließlich seit Wochen nichts geändert. Möller konnte seit Wochen gewiß sein, daß er klein beigeben und die Wiederanfahrt angesichts des aussichtslosen Kampfes genehmigen würde.
Denn selbstverständlich wollte sich Möller, zugleich Finanzminister, eventuelle Schadenersatzklagen in Millionenhöhe nicht leisten. Läßt sich doch dieses Geld besser ausgeben als es um der Symbolik willen einem Atomkonzern zu opfern.
Ebenso selbstverständlich wird man sich damit abfinden, was Möller bei allen atomkritischen Worthülsen bleibt: ein schlichter Wahlredner.
Heike Haarhoff
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