■ Cash & Crash: Alternative Ökofonds beruhigen nur das Gewissen
Hamburg (taz) – Die Frankfurter Ökobank ist nicht zufrieden mit den auf dem Markt erhältlichen konventionellen Aktienfonds. Die sind den alternativen Bankern aus Frankfurt am Main zu sehr am Profit und zu wenig an ethischen Kriterien ausgerichtet.
Im Mai 1996 schickte sie daher, zusammen mit den Maklern der Versiko AG aus Düsseldorf, ihren international ausgerichteten Aktienfonds auf den Markt, der „vornehmlich in ökologisch und sozialverträgliche Werte“ investieren soll. Der Fonds „Ökovision“ war geboren.
„Besser“ sollte der alternative Fonds sein als die Produkte der konventionellen Banken. Die Hamburger Wochenzeitung Die Zeit bewertete die Anlagekriterien jedoch bald als „weich“. Das Problem ist klar: Anders ist wohl kein rentabler, hinreichend großer Umweltfonds zu kreieren. Dennoch, im Vergleich mit der Konkurrenz darf der Ökovision als weniger weich gelten, und zudem wurde die Aktienauswahl mit sozialen Standards angereichert.
Inzwischen ist das Fondsvolumen auf 50 Millionen Mark angewachsen. Die Wertentwicklung hatte anfänglich zwar stagniert, aber im Jahr 1997 schnitt der Fonds dann mit einem ordentlichen Plus von 21,4 Prozent ab.
Aber selbst die ethischen Kriterien der Ökobank und ihre Umsetzung bleiben umstritten – löblicherweise sogar im eigenen Anlageausschuß.
„Ab welchem Liefervolumen ist ein Unternehmen Zulieferer des Militärs?“ wird im Jahresbericht gefragt. „Fällt ein Unternehmen auch schon unter die Rubrik Zulieferer, wenn es ein Produkt wie Recyclingpapier an das Militär liefert?“
Ähnliche Fragen stellen sich für andere Prüfsteine wie Atomstrom oder Gentechnik.
Ohnehin muß vor überhöhten ökologischen Erwartungen gewarnt werden: Zunächst bewegt nämlich die Geldanlage in einen Investmentfonds nichts. Den Unternehmen, deren Aktien vom Fonds gekauft werden, fließt dadurch kein neues Kapital zu, da sich die Aktien ja bereits vorher in Umlauf befunden haben. Dem Fondsanleger bleibt also fürs erste nur die Symbolkraft seiner Investition.
Nur langfristig mag infolge der gestiegenen Nachfrage leichter frisches Aktienkapital in die betreffenden Unternehmen fließen. Dies geschieht gleichwohl nur, wenn das Unternehmen – Ethik hin, Ethik her – profitabel arbeitet.
Ungleich umweltwirksamer als Fonds sind Direktbeteiligungen und Direktkredite an alternative Firmenprojekte, wie sie die Ökobank und insbesondere die GLS Gemeinschaftsbank in Bochum vermitteln. Allerdings sind solche Grün-Anlagen auch riskanter.
Sogar waghalsig sind jene auf dem grauen Kapitalmarkt außerhalb der etablierten Alternativbanken: Viele der bunt angepriesenen Ökoprojekte und Windkraftanlagen dürften bestenfalls als Abschreibungsruinen enden.
Hermannus Pfeiffer
Vom Autor ist erschienen der Ratgeber „Grüne Anlagen – Geld anlegen mit ökologischer und sozialer Verantwortung“, PapyRossa Verlag Köln, DM 19,80.
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