: Warten auf den Einsatz
Im obersteirischen Lassing sollten gestern Spezialisten zu den verschütteten Bergleuten vordringen. Aus der Aktion wurde nichts. Wegen technischer Probleme ■ Von Ralf Leonhard
Wien (taz) – Zehn Sanitäterteams stehen bereit, Rettungshubschrauber warten auf den Einsatzbefehl, Thoraxchirurgen und Psychologen fiebern ihrem Einsatz entgegen. Der ORF überträgt live. Neugierige und Journalisten belagern seit fast zwei Wochen die Grube im obersteirischen Lassing, wo am 17. Juli zehn Bergleute und ein Geologe verschüttet worden waren. Doch die für gestern vormittag geplante Rettungsaktion mußte wegen technischer Probleme mehrmals verschoben werden.
Die Talkumgrube von Lassing, rund 200 Kilometer südwestlich von Wien, ist so etwas wie ein moderner Wallfahrtsort geworden, seit dort am vergangenen Sonntag der 24jährige Bergarbeiter Georg Hainzl nach neuntägiger Suche fast unversehrt aus der Grube geborgen werden konnte. Am 17. Juli war ein Teil davon eingestürzt. Hainzl konnte sich nur mehr in einen unterirdischen Jausenraum retten. Als Stunden später neun Kameraden und ein Geologe abstiegen, um nach dem Verschollenen zu suchen und den Rest des Bergwerks abzusichern, gab die Erde erneut nach. Schächte und Stollen füllten sich mit Schlamm, das Rettungsteam stürzte auf 120 Meter ab. An der Oberfläche bildete sich ein Krater von 150 Meter Durchmesser, der ein Wohnhaus verschluckte.
Gestern vormittag hätte ein Versatzschacht bis zur Sohle 10 in einer Tiefe von 130 Metern fertiggestellt werden sollen. Zwar weiß niemand genau, wo die Verschütteten stecken, doch wenn sie eine Chance hatten, das Unglück zu überleben, dann in jenem Stollen, auf den sich seit Wochenbeginn die Sucharbeiten konzentriert hatten. Zwar wurde auch dieser überschwemmt, doch vermuten Experten dort eine Luftblase, in der zumindest eine Person 300 Stunden lang hätte atmen können. Diese Frist war Donnerstag mittag verstrichen. Ob die Druckluft, die inzwischen in den Schacht gepumpt wurde, dort angekommen ist, können Fachleute nicht sagen. Alles ist für den günstigsten Fall vorbereitet. Eine über den Versatzschacht montierte Druckausgleichkammer soll verhindern, daß Überlebende durch die Wucht eindringender Luft getötet werden.
Inzwischen wurde aus den USA der Minenexperte Jeffrey Kravitz eingeflogen. Er hält es für möglich, mit einer Infrarotkamera zu orten, ob es Überlebende gibt. Dazu muß aber der Schacht fertig gebohrt sein. Die Enttäuschung war groß, als man gestern nachmittag feststellte, daß wegen eines Meßfehlers statt der angepeilten 130 Meter erst 118 gebohrt waren. Zu allem Überfluß mußten die Bohrungen gebremst werden, weil die Luftkühlung ausfiel.
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