: Basel schiebt die Energiewende an
■ Der Internationale Energiekongreß SUN21 setzt auf erneuerbare Energien. Gastgeberstadt Basel geht mit guten Beispielen voran und plant eine kantonale Lenkungsabgabe auf Strom
Der internationale Solarkongreß SUN21 verspricht viel: „Dank gewitzter Technologie, günstigen Rahmenbedingungen und bester Energienutzung könnte in einer bis zwei Generationen die nachhaltige Energieversorgung der Schweiz und aller anderen Länder Wirklichkeit sein.“
Die privaten OrganisatorInnen der „Internationalen Kongreß- und Aktionswoche zum Thema Energie und Nachhaltigkeit“ in Basel haben mit dieser Vision in der vergangenen Woche viel Prominenz in die Schweiz locken können, darunter die französische Umweltministerin Dominique Voynet und den Chef der UNO- Umweltorganisation Unep, Ex- Umweltminister Klaus Töpfer. In einer Schlußerklärung proklamierten sie, bis zum Jahr 2050 sollen 95 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen stammen.
Daß der Optimismus nicht ganz ungerechtfertigt ist, macht die Gastgeberstadt Basel vor. Pünktlich zu SUN21 hat die zuständige parlamentarische Kommission ihren Gegenvorschlag zu einer Volksinitiative „Energiekanton 2000“ präsentiert. Das vorgestellte Energiegesetz wäre ein europaweites Novum: Mit Unterstützung von konservativen Parteien schlägt die Kommission vor, auf kantonaler Ebene eine Lenkungsabgabe auf Strom einzuführen.
In der Stadt Basel ist dies elegant möglich. Die Stadtwerke fahren jährlich 50 Millionen Franken Überschuß ein, weil sie unter dem Eindruck des erfolgreichen Widerstands gegen das AKW Kaiseraugst bei Basel statt auf teuren Atomstrom auf günstige Wasserkraft gesetzt haben. Das Geld wird nun nicht einfach den KonsumentInnen via Strompreissenkungen ausgeschüttet. Vielmehr soll zwar die Stromrechnung anteilig gesenkt, gleichzeitig aber eine neue Lenkungsabgabe in derselben Höhe eingeführt werden.
Diese wird dann in fixen Sätzen – pro Einpersonenhaushalt zum Beispiel 70 Franken – zurückerstattet werden. Wer viel Strom verbraucht, zahlt mehr drauf, als er zurückbekommt. Umgekehrt wird Sparen lukrativ. Die Nordwestschweizer Bevölkerung profitiert auf diese Weise von ihrem jahrelangen Engagement gegen die Atomkraft.
Basel hat dabei schon in den letzten zwei Jahren gezeigt, wie man die Energiewende anschiebt. Behörden und Gewerbeverband haben vereint eine ganze Kaskade von Förderprogrammen ausgelöst, die aus dem sogenannten „Energierappen“ gespeist werden, einem Aufschlag auf dem Strompreis. Als Nebeneffekt schaffen die Programme durch die zusätzlich ausgelösten Investitionen von bisher 64 Millionen Franken lokale Arbeitsplätze.
Finanzpakete in Millionenhöhe subventionieren beispielsweise die Sanierung von Lüftungen, Fenstern, Beleuchtung und Dach- und Wandisolation. Sie bringen massive Energie- und Kosteneinsparungen. Flachdächer im Umfang von acht Fußballfeldern wurden begrünt, was die Stadtnatur stärkt und Energieverluste verringert.
Die Umweltfachstelle bietet seit kurzem einen Umweltcheck an, bei dem sich Privathaushalte ökologisch und energetisch durchleuchten lassen können. Darüber hinaus gingen 18.000 Wassersparsets an die Basler Haushalte. Pieter Poldervaart
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