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Arbeitstitel: „Abfahrt Flughafen“

■ Anwohnerinitiative vom Kirchweg befürchtet Autobahnzubringer / A 281 über Großmarkt bereits von Bonn abgesegnet / Jetzt läuft Gutachten über Folgen der Autobahn durch die Neustadt

Michael Seick, Sprecher der Anwohnerinitiative Kirchweg in der Bremer Neustadt, versteht die (kleine Bremer) Welt nicht mehr: Mitte Juli bekam er von der Baubehörde den Bescheid, daß der Wunsch der Anwohner, einige Bäume am Straßenrand zu pflanzen, „nicht durchgeführt werden“ könne. Seit Jahren bemühen sich die Anwohner nun schon um ein bißchen Grün in ihrem Straßenzug zwischen Kornstraße und Gastfeldstraße, der frühere Baustaatsrat Jürgen Lüthge hatte 1995 im Grunde schon zugestimmt, alle Details waren in langwierigen Sitzungen geklärt – und nun das.

Zwei Begründungen führte das Bauressort an: Die Straße würde durch die Baumreihe zu eng für einen „störungsfreien Begegnungsbetrieb“ der Buslinie 26, die durch die Straße führt. Zweitens: Ein Gutachten über die „städtebauliche Rahmenplanung für den Bereich der Neustadt“ sei in Auftrag, und da wolle man nicht vorgreifen.

Buslinie? War mit der BSAG nicht schon vor Jahren alles geklärt? Die Anwohnerinitiative fragte nach. Auskunft der BSAG: Natürlich reiche die Fahrbahn aus, man sei etwas verwundert.

Gutachten? Welche „Rahmenplanung Neustadt“ könnte zu dem Ergebnis führen, daß fünf Bäume am Kirchweg nicht sein dürfen? Der ortskundige Sprecher des Bausenators, von der taz um Auskunft gebeten, mußte am vergangenen Freitag einräumen, der „störungsfreie Begegnungsbetrieb“ der Buslinie 26 sei kein Argument gegen die Bäume, das sei ein Irrtum oder Rechenfehler – die Straße bleibe breit genug für jeweils einen Bus auf jeder Fahrbahn. Und das Gutachten sei letztlich noch nicht erteilt, der Auftrag also nicht endültig formuliert, daran arbeite das Planungsamt, die Baubehörde für „städtebauliche Rahmenplanung“.

Nicht alle sind in Urlaub, Mitarbeiter Henning Poos kennt das Gutachten-Thema. Dieses soll die Auswirkungen der Autobahn auf den Gesamtbereich Neustadt untersuchen, erklärt er. Die A 281 soll das Güterverkehrszentrum von der Senator -Apelt- Straße her an die Neuenlander Straße anbinden. Diese Verkehrsverbindung hat große Auswirkungen auf verschiedene Gewerbequartiere von dem brachliegenden alten Brinkmann-Gelände bis nach Huckelriede.

Was das mit dem Kirchweg zu tun hat? Der Bundesverkehrsminister zahlt den Löwenanteil an dieser Straße A 281 nur, wenn es eine normale Autobahn wird, also keine Ampel, keine Abbieger, nur normal große Autobahn-Abfahrten. Ein Autobahnkreuz ist an der B 75 geplant, ein „voller Autobahnanschluß“ soll praktisch auf dem derzeitigen Großmarkt-Gelände entstehen. Arbeitstitel: „Abfahrt Flughafen“. Daß die A 281 nicht am Neuenlander Ring entlang, wie im vergangenen Herbst noch vorgestellt, sondern quer über den Großmarkt gehen soll, das sei „fachlich beschlossen“ und vom Bundesverkehrsminister abgesegnet.

Ein Blick auf den Stadtplan zeigt, was die Bäume auf dem Mittelstück des Kirchweges mit der geplanten Autobahnabfahrt „Flughafen“ hinter Opel Bergmann zu tun haben: Der direkte Weg aus der Neustadt führt über den Kirchweg dann Richtung Autobahn. Die Bäume stehen nur im Wege, wenn aus der derzeit zweispurigen Durchgangsstraße eine breitere Autobahn-Zufahrt werden soll. Da der Gutachter die genaue Auftragsformulierung aber noch nicht hat, kann er nicht wissen, daß er Argumente gegen Bäume am Kirchweg liefern soll. K.W.

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