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■ KriegsbilderZDF bedauert Toten auf dem Bildschirm

Berlin/Mainz (taz/dpa/AFP) – „Heute“-Moderator Claus-Peter Seibel hatte schon um Verzeihung gebeten, bevor der Filmbeitrag aus dem Kongo in der Nachrichtensendung des ZDF lief: „Ich entschuldige mich im vorhinein für die Bilder, die wir Ihnen jetzt zeigen werden.“ Dann sah man in dem Korrespondentenbericht der 19-Uhr- Sendung am Donnerstag abend, wie Soldaten einen sich wehrenden Mann über eine Brücke in einen Fluß warfen und von oben herab auf ihn schossen.

Solche Szenen sind Alltag im Kongokrieg. Für FDP-Generalsekretär Westerwelle, der wie zahlreiche wichtige Politiker im ZDF- Fernsehrat sitzt, haben sie aber in einer Nachrichtensendung nichts zu suchen. Westerwelle protestierte noch am Abend scharf gegen die Ausstrahlung: „Bei allem Verständnis für den journalistischen Anspruch, die Realität in den Nachrichten zu schildern, ist die Sendung von Filmaufnahmen, in denen die gewaltsame Tötung eines Menschen gezeigt wird, nicht akzeptabel“, schrieb Westerwelle an den ZDF-Intendanten Stolte und drohte anschließend damit, den Vorfall in den nächsten Wochen auch noch im Aufsichtsgremium des Senders zur Sprache zu bringen.

Genauso postwendend, wie Westerwelle protestierte, bedauerte der Intendant. In einem Brief an den FDP-Generalsekretär erklärte Stolte, die gebotene Zurückhaltung bei der notwendigen Berichterstattung über Geschehnisse im Kongokrieg sei nicht beachtet worden. Daß der Beitrag erst wenige Minuten vor Ausstrahlung in Mainz angekommen sei, erkläre zwar den Fehler, dürfe ihn aber nicht entschuldigen, schrieb der Intendant weiter.

Die ZDF-Nachrichtenredaktion hatte die Ausstrahlung der Bilder bereits direkt im Anschluß an die Sendung bedauert: „Diese greulichen Bilder hätten so nicht gesendet werden dürfen“, hatte der stellvertretende Leiter und Moderator des „Heute-Journals“, Alexander Niemetz, der Nachrichtenagentur dpa gesagt. Im „Heute- Journal“ um 21.45 Uhr wurden die entsprechenden Filmszenen folglich nicht mehr gezeigt. Kommentar Seite 12

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