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Die Nato hofiert Algeriens Generäle

■ Vertreter des nordafrikanischen Staates nehmen an einer Tagung des Militärbündnisses teil

Madrid (taz) – Algerien nimmt erstmals an einer Nato-Tagung teil. Das nordafrikanische Land, das seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich 1962 militärische Kontakte mit dem Warschauer Pakt unterhielt und bisher zu den treibenden Kräften der Blockfreien Bewegung zählte, schickt den Chef der Marine, Admiral Chabane Ghodbane, und den Direktor der Europaabteilung des Außenministeriums, Ahmed Benatallah, zu der morgen in Lissabon beginnenden Tagung über „die maritimen Herausforderungen des kommenden Jahrhunderts“. Die Konferenz, die von Nato-Oberbefehlshaber Harold W. Gehman geleitet wird, soll sich mit der Sicherheitslage im Mittelmeerraum befassen.

„Wir können uns nicht in die Isolation zurückziehen. Beziehungen zur Nato zu knüpfen ist eine Notwendigkeit“, begründet Benatallah den Schwenk in der algerischen Außenpolitik. Noch vor einem Jahr hatte das nordafrikanische Land eine Einladung zu einer Nato-Konferenz in Italien ausgeschlagen. Algier mußte damals mit ansehen, wie Ägypten, Marokko, Mauretanien und Tunesien die Gelegenheit nutzten und erste zaghafte Bande zum westlichen Verteidigungsbündnis knüpften. Und das, obwohl Nachbar Tunesien bis dahin zusammen mit Algerien vehement gegen die Politik der Nato und der WEU protestiert hatten. Die Radaranlagen an der Südküste Spaniens und die Stärkung der Euroforce seien eine klare Aggression gegen die Länder Nordafrikas, lautete die Kritik, mit der sich Algier plötzlich allein gelassen fühlte.

Die jetzige Einladung an Algerien überbrachte der amerikanische General Joseph Lopez Anfang August während einer Rundreise durch die südlichen Mittelmeer-Anrainerstaaten. Algeriens Armee dürfte sich von einer Zusammenarbeit mit der Nato vor allem Zugang zu moderner Waffentechnologie für den Kampf gegen radikale Islamisten versprechen. Außer bei der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich decken sich die Militärs des Landes hauptsächlich bei Drittländern wie Südafrika oder Tschechien mit Kampfhubschraubern und Nachtsichtgeräten ein.

Algeriens Annäherung an die Nato stößt nicht bei allen Mitgliedsländern auf ungeteilte Zustimmung. So funkte ausgerechnet Spanien dazwischen, als General Lopez Algier besuchte. Am Tag nach seiner Abreise veröffentlichte die Madrider Tageszeitung El Pa's eine streng vertrauliche Studie des spanischen militärischen Abschirmdienstes CESID, in dem Algerien beschuldigt wird, nach der Atombombe zu greifen. Reiner Wandler

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