: Missing links in der Dounreayer Kommandokette
■ Sicherheitsbericht: Das Management der schottischen WAA hat den Überblick verloren
Berlin (taz) – „Man hätte nur eine einzige Empfehlung gebraucht“, zitierte der Guardian Greenpeace-Sprecher Peter Roche, um die Wiederaufbereitungsanlage im schottischen Dounreay erst gar nicht mehr in Betrieb zu nehmen. Genau das hätte auch die Forderung des britischen Gesundheits- und des schottischen Umweltministeriums sein können, die am Dienstag nach dreimonatigen Untersuchungen einen Bericht zur Sicherheit der skandalumwitterten WAA vorgelegt haben. Denn dessen Ergebnis läßt sich in zwei Sätzen zusammenfassen: Die Anlage hat chronische Sicherheitsprobleme. Das Management ist inkompetent. Die beiden Behörden hielten sich allerdings mit radikalen Konsequenzen zurück und listeten statt dessen nicht weniger als 143 Empfehlungen auf.
Die Autoren des Berichts werfen der britischen Atomenergiebehörde (UKAEA) vor, die Kontrolle über die Anlage verloren zu haben. Verantwortlich seien die Umstrukturierungen in dem staatlichen Unternehmen, das 1994 in drei Bereiche aufgesplittet wurde, von denen zwei wiederum privatisiert wurden. Von ursprünglich 13.600 Arbeitsplätzen blieben rund 2.000 in dem letzten staatlichen Unternehmensteil. Immer mehr Leistungen müssen so von Privaten eingekauft werden, in Einzelfällen deckt die Studie bis zu drei Ebenen von Subunternehmen auf. Die Folge seien mangelnde Übersicht, die oft genug zu Versäumnissen geführt habe. So befinden sich seit zehn Jahren rund 1.000 Brennstäbe in einem der ungenutzten Reaktoren, die eigentlich irgendwann nach Sellafield gebracht werden sollten. „Die UKAEA wird beträchtliche Anstrengungen und viel Zeit und Geld investieren müssen, um überhaupt den Standard zu erreichen, der von einem Betreiber einer WAA gefordert werden kann“, heißt es in dem Bericht. Bis zum 30. November hat das Unternehmen jetzt Zeit, einen konkreten Aktionsplan vorzulegen, wie es die Empfehlungen umsetzen will. bw
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