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„Es gibt zu viele Bedenkenträger“

■ Interview mit Rafael Wiese vom Förderverein Energie- und Solaragentur Regio Freiburg

Seit 1993 treibt der Förderverein Energie- und Solaragentur Regio Freiburg e. V. (Fesa) mit großem Erfolg die Nutzung regenerativer Energiequellen voran. Mit Geschäftsstellenleiter Rafael Wiese sprach Bernward Janzing.

taz: Herr Wiese, wozu braucht eine Stadt wie Freiburg, die sich immer ihres Öko-Engagements rühmt, noch einen Förderverein?

Rafael Wiese: Weil die Verwaltung der Stadt und auch der Stromversorger FEW zu träge sind. Es gibt dort keine Aktivposten, die sich mit ganzer Kraft für die Nutzung regenerativer Energien einsetzen. Zwar gibt es nur wenige Verhinderer, aber viele Bedenkenträger. Dieser schwerfällige Apparat muß durch einen Verein wie die Fesa ständig angetrieben werden.

Anders als beispielsweise der Solarförderverein in Aachen, der bundesweit bekannt ist, kennt man die Fesa nur im Raum Freiburg. Woran liegt das?

Wir haben ein anderes Konzept. Wir sind weniger politisch kontrovers, sondern setzen auf Zusammenarbeit vor Ort. Wir wollen alle verantwortlichen Stellen einbinden, um möglichst schnell möglichst viel umzusetzen.

Die Stadt Freiburg steht doch aber in der bundesweiten Solarstatistik gar nicht so schlecht da. Den Spitzenplatz mußte sie zwar abgeben, aber einen guten Mittelplatz hält sie immer noch. Da kann es doch mit dem Engagement der Stadt so schlecht nicht aussehen.

Es gibt in Freiburg viele engagierte Köpfe, die zum Teil beruflich, zum Teil nebenberuflich sehr viel Zeit in die Förderung der regenerativen Energien hineinstecken. Einige dieser Menschen wurden durch den Wyhl-Widerstand geprägt. Sie sitzen heute zum Beispiel im Öko-Institut, beim Fraunhofer- Institut für solare Energiesysteme und in Initiativen wie der Fesa. Aber sie sitzen nicht in der Stadtverwaltung und auch nicht beim Stromversorger. Die Freiburger Energiewende wird allein von engagierten Bürgern vorangetrieben.

Und die haben sich alle in der Fesa zusammengefunden?

Ja. Wir haben 175 Mitglieder, und wer in der Region Freiburg zum Thema regenerative Energien etwas zu sagen hat, der ist inzwischen bei uns Mitglied. Wie sind ein Klub der Experten.

Wie sieht der Erfolg in Zahlen aus? Welcher Anteil der Freiburger Solarstromanlagen geht auf das Engagement des Fördervereins zurück?

Mindestens die Hälfte. Die großen Anlagen, wie etwa auf dem Stadion des Sport-Clubs, wurden allesamt von der Fesa angestoßen. Und durch unsere kostenlose Beratung konnten wir auch viele Bürger für private Solaranlagen gewinnen.

Wie ist Ihr Verhältnis zum Stromversorger FEW?

Wir kooperieren. Wir sind Partner mit dem gemeinsamen Ziel, die regenerativen Energien voranzubringen. Aber es gibt auch große Unterschiede: Im Netz der FEW haben die erneuerbaren Energien bislang erst einen Anteil im Promillebereich – das zeigt schon, welche Bedeutung der Öko-Strom für den Stromversorger hat. Zudem hat es die FEW versäumt, sich zu einem modernen Energiedienstleister zu wandeln. Es bleiben trotz Kooperation also noch genug Kritikpunkte.

Kontakt: Fesa, Wippertstr. 2, 79100 Freiburg, Tel. (0761) 40 73 61.

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