: Neues Leben aus der Ruine
Einkaufszentrum Frappant zwangsversteigert: Hamburger Investor Becken und Münchner Bank wollen Altona schöner machen ■ Von Sven-Michael Veit
„Da bin ich aber froh“, seufzt Siegfried Despineux, Geschäftsführer der Karstadt-Filiale im Altonaer Einkaufszentrum Frappant: „Mit dem neuen Eigentümer kann es nur besser werden.“ Der weitgehend leerstehende Betonkoloß mit dem spröden Charme der 60er Jahre in der Neuen Großen Bergstraße wurde gestern vor dem Altonaer Amtsgericht für 58,1 Millionen Mark zwangsversteigert. Einzige Bieterin war die Forum Altona GmbH in München, eine vor drei Wochen gegründete Tochterfirma der Süddeutschen Bodencreditbank.
Das Münchner Institut ist die Hauptgläubigerin des bisherigen Frappant-Eigentümers Betonbyggen BV. Mit runden 80 Millionen Mark steht die Amsterdamer Firma bei der bayrischen Bank in der Kreide, weshalb diese die öffentliche Versteigerung beantragte. Allerdings meldete sich kein Investor, der mindestens jene 80 Millionen zahlen wollte.
Denn das Gutachten einer Hamburger Immobilienfirma hatte den sanierungsbedürftigen Klotz mit seinen 47.000 Quadratmetern Laden-, Büro- und Parkflächen „als in weiten Teilen nicht mehr nutzbar“ eingestuft. Viele Mieter sind bereits ausgezogen; der größte verbliebene, eben Karstadt, hat seit Anfang 1997 die Miete gemindert, weil es an mehreren Stellen durchregnete. Den Sanierungsaufwand bezifferten die Gutachter auf etwa 35 Millionen Mark. Nun handelte die Bank: Ihre Forderungen gegen Betonbyggen wandelt sie somit in Eigentum um.
Mit von der Partie ist der Hamburger Großinvestor Dieter Becken. Er bastelt mit den Münchnern an einem Konzept nicht nur für das Einkaufszentrum. Ziel sei, so Becken gestern zur taz, eine „Neuordnung“ der gesamten Neuen Großen Bergstraße. „In zwei Wochen etwa“ soll die Konzeption stehen. Eckpunkte seien der Abriß der diversen Pavillons in der Fußgängerzone sowie ein „städtebaulicher Wettbewerb“ für das Areal.
„Das ist eine gute Nachricht“, kommentierte der SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Altona, Horst Emmel, das Ergebnis der Zwangsversteigerung. Nun bestehe Hoffnung, die heruntergekommene Einkaufszone „wieder attraktiv zu machen“. Schöne Läden, günstige Wohnungen und ein paar Büros und Praxen schweben ihm vor. Große Konflikte mit dem Investor sieht er nicht: „Ich bin optimistisch, daß wir mit dem klarkommen.“ Auch Olaf Wuttke vom grünen Koalitionspartner glaubt an „ein gutes Signal für Altona“. Die Chancen stünden jetzt nicht schlecht für eine „harmonische Lösung für die gesamte Straße“.
Denn Immobilienmagnat Becken arbeitet seit Jahren an einer Neugestaltung des westlichen Teils der Bergstraße zwischen Bahnhof und Frappant, die durch den Bebauungsplan Altona-Altstadt 46 bereits von den Bezirkspolitikern abgesegnet wurde. Daß die Planung bislang nicht realisiert wurde, hatte nicht zuletzt mit den Unsicherheiten über das weitere Schicksal des Frappant zu tun: „Dessen Strahlwirkung für die gesamte Straße ist so riesig, das können wir nicht außer Betracht lassen“, hatte Becken noch Anfang August in der taz seine abwartende Haltung begründet.
Die hat er nun aufgegeben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen