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■ Bayern München verläßt unter Protest den DFB-LigaausschußVon Lach- & Geldsäcken

Nach dem Desaster bei der Suche eines Vogts- Nachfolgers ist es dieser Tage ziemlich einfach, dem DFB rechts und links was um die Ohren zu hauen. Man nehme einfach nur die Begriffe „konservativ“, „verknöcherte Strukturen“, „unmodern“, „Altherrenriege“ oder „amateurhaft“, mixe sie zu einem giftigen Cocktail, und nicht nur Franz Beckenbauer wird einem zustimmend auf die Schulter klopfen.

Der Präsident des FC Bayern und die anderen Kettenhunde von Deutschlands größtem Fußballklub haben die Chance erkannt. Maulend zieht sich der Verein aus dem Ligaauschuß zurück und gibt dabei die beleidigte Leberwurst. Wann immer etwas im wichtigsten Gremium für den Berufsfußball entschieden wird, so heißt es, würden die Entscheidungen doch sowieso gegen die Bayern ausfallen. „In der Liga bewegt sich nichts, sie ist ein Lachsack, und der Ligaauschuß ist der noch größere Lachsack“, grummelt Beckenbauer. Und das, so legt er unausgesprochen nahe, kann doch nur mit den verkrusteten Strukturen, dem Konservatismus des DFB etc. zu tun haben.

Dabei versucht der FC Bayern jedoch nur, die momentane Schwäche des Verbandes auszunutzen, um in den Verteilungskämpfen des Profifußballs ein größeres Stück abzubekommen. Immer wieder geht es vor allem um die Frage, wieviel Geld den Vereinen aus den diversen Fernsehverträgen zusteht. Der DFB stützt bislang nicht nur die kleineren Bundesligisten, Berufsfußball in der zweiten Liga und in den Regionalligen wäre ohne die Alimentierung durch Fernsehgelder kaum noch möglich.

Den FC Bayern ärgert das, weil er nicht ganz zu Unrecht glaubt, daß sich das Publikum ungleich mehr für ihn als für Duisburg, St. Pauli oder den FSV Salmrohr interessiert. Außerdem stehe der Klub in Konkurrenz zu Juventus Turin, Manchester United oder Real Madrid, die alle ungleich größere Beträge aus dem TV-Geschäft erwirtschaften.

Eine finanzielle Besserstellung der Bayern wäre sicherlich kein Drama, allerdings würde der Klub das solidarische Prinzip am liebsten grundsätzlich kippen. Womit das Ende einer annähernden Chancengleichheit im deutschen Fußball endgültig zementiert wäre. Da der angeschlagene DFB auch in dieser Frage den Ereignissen nur hinterherhechelt, könnte dem FC Bayern mit seinen Forderungen ein Durchmarsch gelingen und die Gier triumphieren. Christoph Biermann

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