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■ VorlaufZweifellos dämlich

„Busenfreunde 2“, 20.15 Uhr, Pro 7

Es gibt Frauen, und es gibt Mütter. Und dazwischen nägelkauende Männer in einem tränentreibenden Überlebenskampf zwischen Unterwerfungsgesten und Rachegelüsten. So ist das Leben, wie es die Setzkastenlogik deutscher Komödien schreibt. Und auch der „Busenfreunde“ zweiter Teil schlägt seine eher tragikomischen Funken aus diesem Urgrund aller Kegelclubenthemmungen.

Etwas mittelständischer sind die drei Freunde, der Hanswurst Bernhard (Ulrich Noethen), der Hallodri Guido (Jan Josef Liefers) und der schwule Markus (Stefan Reck) geworden. Auch etwas älter. Und ab dem 39. Geburtstag wird es sowieso Zeit, an den Tod zu denken. Oder an Nachwuchs. Stehen Bernhard die karrieristischen Pläne der Freundin dabei im Wege, gibt es keinen anderen Seelenanker als die eigene Mutter (Christiane Hörbiger). Und wenn Markus wegen allzu vollen Terminkalenders seinen ersten Herzinfarkt erleidet oder Guido wegen ausgiebiger Seitensprünge aus der ehelichen Wohnung verbannt wird, dann ist das Leben da draußen zu hart, um ohne Mutterliebe noch einmal davonzukommen. Gleichaltrige Frauen sind ein neurotisches Minenfeld. Sie heißen zum Beispiel Jane, sehen aus wie die Zahnarztfrauen aus der Werbung und sagen zu Bernhard: „Hoffentlich haben sie dich nicht ganz aus der Aufsteigerliste gestrichen. Ich will schließlich mal in einem großen Haus wohnen.“ Und wenn sie Lust bekommen, dann selbstverständlich im Aufzug und mit einer Rose zwischen den Zähnen. Doch Bernhards Mama verscheucht die bösen, blonden Geister. Denn Mama ist die putzige Variante berüchtigter Venusfallen und deutlich über der zulässigen Altersbeschränkung für bedrohliche Weiblichkeit. Mama darf auch für zivilisatorische Erschütterungen sorgen, wie übergelaufene Badewanne, verdreckte Brautkleider und laute Grammophonmusik. Wenn Mama obendrein Alzheimer hat, ist das der beruhigende Befund, der den weiblichen Fremdkörper mit all seinen Mythen endgültig pathologisiert. Das ist zweifellos dämlich – aber kaum lustiger als ein Krankenbesuch. Birgit Glombitza

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