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UNO-Diplomatie läuft auf Hochtouren

■ Kosovo, Afghanistan und Nahost: Am Rande der UNO-Vollversammlung bemüht sich die internationale Diplomatie um die Beilegung und Verhinderung zahlreicher Kriege und Konflikte

New York (taz) – Außenminister und Regierungschefs zahlreicher Staaten bemühten sich gestern am Rande der UNO-Vollversammlung in New York um die Beilegung aktueller Konflikte. Bei drei separaten Treffen des russischen Außenministers Igor Iwanow mit seinen Kollegen aus den USA und Deutschland, Madeleine Albright und Klaus Kinkel, sowie anschließend gemeinsam mit allen 15 EU-Außenministern stand der Konflikt im Kosovo im Vordergrund. Die westlichen Staaten bemühen sich um die Zustimmung Rußlands zu einer Resolution des Sicherheitsrates, mit der nach dem bislang vorliegenden britisch-französischen Entwurf Zwangsmaßnahmen gegen die Regierung in Belgrad angedroht werden sollen.

Rußland möchte allerdings sicherstellen, daß militärische Maßnahmen ausgeschlossen bleiben. Bundesaußenminister Kinkel hält die Verabschiedung einer Resolution dennoch im Laufe dieser Woche für möglich. Heute wollen die sechs Außenminister der Balkan- Kontaktgruppe (USA, Rußland, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Italien) ebenfalls den Konflikt im Kosovo beraten.

Auch die Außenminister der Nachbarländer Afghanistans trafen sich am Montag abend zu einer Sitzung unter Leitung von UNO- Generalsekretär Kofi Annan. China, Iran, Pakistan, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan sowie die USA und Rußland forderten die afghanischen Bürgerkriegsparteien zu einer friedlichen Lösung ihres Konflikts auf.

An die UNO appellierten die Außenminister, Berichte über Massentötungen durch die Taliban zu untersuchen. Ziel des Treffens war in erster Linie, den drohenden Krieg zwischen Iran und den Taliban zu verhindern. Nach der Ermordung acht iranischer Diplomaten sowie eines Journalisten durch die Taliban hat die Regierung in Teheran 200.000 Soldaten für ein Großmanöver an der Grenze zu Afghanistan zusammengezogen. Vor der Krisensitzung hatte der iranische Präsident Chatami in seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung die Taliban scharf kritisiert. Zugleich erklärte er jedoch, die Krise in Afghanistan sei nicht militärisch zu lösen. Der Konflikt war auch Gegenstand eines Gesprächs zwischen Chatami und dem pakistanischen Ministerpräsidenten Nawaz Sharif, über das allerdings zunächst keine Einzelheiten verlauten. Pakistan hat die Taliban bislang unterstützt.

Als eher gering galten gestern die Chancen, daß es heute in New York zu einem Treffen zwischen dem israelsischen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Palästinenserchef Jassir Arafat kommt. Beide sprechen am Morgen vor der UNO-Generalversammlung. Eine direkte Begegnung, um die sich die Clinton-Administration bemüht, gilt jedoch als wenig wahrscheinlich.

Bundesaußenminister Kinkel forderte in seiner gestrigen Rede „wirksamere Maßnahmen der UNO“ gegen den sexuellen Mißbrauch von jährlich zwei Millionen Kindern. Für die Bundesrepublik – und Japan – reklamierte Kinkel erneut einen ständigen Sitz im UN- Sicherheitsrat. Andreas Zumach

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