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Viele Beamte kassieren Bakschisch

Kamerun belegt auf der Hitliste korruptionsfreier Länder den letzten Platz, Dänemark ist Spitzenreiter. Hierzulande ist Schmieren nicht tabu: Transparency International stuft Deutschland an 15. Stelle ein  ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) – Wer in Skandinavien schmieren will, schmiert meist ab. Windige Geschäftemacher, die Entscheidungsträger mit Geld oder anderen (feinen) Sachen bestechen wollen, haben in Nordeuropa wenig Chancen. Auch für einen neuen Paß muß man dort keinen Schein ins Antragsformular legen. Von den 85 Staaten, die die Organisation Transparency International im Korruptionsindex 1998 (CPI) bewertet hat, hält Dänemark die Spitze als „sauberstes“ Land, gefolgt von Finnland und Schweden. Norwegen liegt immerhin noch auf Rang acht.

Transparency International mit Hauptsitz in Berlin hat sich weltweit dem Kampf gegen die Korruption verschrieben. Deutschland belegt übrigens Platz 15. Vor einem Jahr lag die Bundesrepublik noch auf Rang 13. Vielleicht tröstlich, daß von den 33 Staaten mit einer positiven, noch positiven oder gerade noch positiven Bewertung die EU-Länder Österreich, Frankreich, Portugal und Spanien hinter Deutschland rangieren. In Richtung „äußerst korrupt“ tendieren Griechenland auf Rang 36 und Italien auf Rang 39.

„Der Index ist ein Warnsignal an die Führungsschichten und die breite Öffentlichkeit einer erschreckend großen Zahl von Ländern, das hohe Maß an Korruption endlich ernst zu nehmen“, sagte der Vorsitzende von Transparency International, Peter Eigen, gestern. Eigen appellierte an die Industriestaaten, endlich die OECD- Konvention über das Verbot der Auslandskorruption bis Ende 1998 zu ratifizieren.

Die Länder mit einem CPI- Wert von weniger als drei Zählern auf der 10-Punkte-Skala gelten als „extrem korrupt“. Sie alle liegen in Afrika, Südamerika, Asien und Osteuropa. Auf Platz 85 – das korrupteste Land von allen – rangiert Kamerun, gefolgt von Paraguay und Honduras. Aber auch Bulgarien, die Ukraine, Lettland und Rußland (Rang 76) sind Länder, in denen Bestechung und Bestechlichkeit im staatlichen Bereich und in der „freien“ Wirtschaft offenbar obligatorisch sind.

Transparency International wertet kontinuierlich Daten von sechs renommierten internationalen Wirtschaftsforschungsinstituten, den Medien und der Weltbank aus. Länder wie Tansania (Rang 81), die Maßnahmen gegen die Korruption ergriffen haben, können sich so im nächsten Jahr deutlich verbessern. Auch an der Optimierung der Methoden bei der Auswertung werde ständig gearbeitet, versicherte Johann Graf Lambsdorff von der Uni Göttingen, der das CPI-Forschungsteam leitet. Aktuell könne konstatiert werden, daß die Stärke des CPI darin bestehe, „daß die Kombination verschiedener Quellen die statistische Robustheit der einzelnen Angaben im Index erhöht“.

Transparency International entgeht offenbar nicht die kleinste veröffentlichte Meldung. In Deutschland etwa wurde der Versuch von zwei Standesorganisationen der Zahnärzte registriert, Journalisten mit Geld zu bestechen: für eine positive Berichterstattung im Sinne der Dentisten. Oder in Vanavatu erfuhren sie von der Beschwerde eines Ombudsmannes über Regierungsmitglieder, die sich mit dem illegalen Verkauf von „Diplomatenpässen“ an in- und ausländische Bittsteller persönlich bereichern wollten.

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