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Schulvergleich „Usus“Im Spiegel subjektiver Lehrer

■ Wie die Schulvergleichstests in Wirklichkeit abliefen

„Die Schulen haben nichts zu verbergen“, findet Dr. Gerold Fuchs, bildungspolitischer Sprecher der AfB. Deshalb sollten sie die Ergebnisse der „Usus“-Schulvergleichstests auch an die Behörden abgeben. Doch so, wie der Usus-Test in den letzten Wochen in den Schulen abgelaufen ist, kann die Behörde mit den Testergebnissen eigentlich nicht viel anfangen: SchülerInnen berichten von Boykott-Aktionen und von zu schwierigen Testaufgaben.

Zum Beispiel in der 10. Gymnasial-Klasse Drebberstraße. Dort war das erste Usus-Testfach „Englisch“. „Alle haben es probiert, aber die Aufgaben waren schwieriger als erwartet. Nur die Hälfte der Klasse hat abgegeben.“ Zweiter Tag, Deutsch-Test. „Die halbe Klasse hat von Anfang an verweigert, weil die Diskussion über Usus begonnen hatte.“ Dritter Tag, Mathe-Arbeit: „Niemand mehr.“ Diskussion mit dem Lehrer, aber der war auch nicht von dem Sinn der Tests überzeugt.

Ähnliches berichten SchülerInnen aus der Julius-Brecht-Allee. „Die Lehrer waren auch nicht so dafür, weil sie mehr arbeiten müssen“, sagt ein Schüler. Einige aus der Klasse hätten bewußt „Müll geschrieben“. Mathe sei sinnvoll gewesen, weil da die Standards nachprüfbar sind. In der 6. Jahrgangsstufe in Englisch sei die Vergangenheitsform getestet worden, die die Schüler im Unterricht noch nicht gehabt hatten. „Der Lehrer hat erklärt, daß er diese Arbeiten nicht korrigiert.“

Dieses Problem ist auch an anderen Schulen aufgetreten. Offenbar, so erklärte ein empörter Schulleiter in Findorff der Schulkonferenz, seien die Tests in Anlehnung an Hamburger Vorlagen gemacht worden, in Bremen würden aber andere Lehrbücher benutzt.

Da ist wohl ein „Kunstfehler“ passiert, sagt dazu die Behörde. Das Problem werde jetzt mit der Arbeitsgruppe, die die Tests entwickelt hat, besprochen. Ein anderes Problem, weiß Behördensprecher Rainer Gausepohl, ist der Zeitpunkt gewesen: Im vergangenen Jahr waren die Usus-Tests am Schuljahresende geplant gewesen. Diesmal fanden die Tests am Anfang statt, manchmal sei offenbar ein Stoff, der erst im zweiten Halbjahr „dran kommen sollte“, schon jetzt vorausgesetzt worden.

In welcher Weise die Testergebnisse etwas über die Lernergebnisse der Klasse aussagen, weiß also allein die Lehrkraft, die beim Test „dabei“ war und so den Anteil an Engagement und Protest einzuschätzen vermag. Deswegen macht es auch Sinn, daß die Arbeitsergebnisse in der Schule bleiben. Dann verbleibt aber ein subjektives Moment: Findet die Lehrkraft, daß die SchülerInnen sowieso zu wenig lernen, wird sie auch diese Tests strenger bewerten. Wird der Protest-Anteil mit dem Mantel des Schweigens übergangen oder als Minder-Leistung bewertet?

Was die Behörde bekommt, sind daher Schüler-Leistungen im Spiegel der subjektiven Lehrer-Einstellung. Jeder Schüler, der die Schule wechselt, jeder Lehrer, der ein paar Stunden an einer anderen Schule unterrichtet, kann die Leistungs-Unterschiede besser beurteilen als die Behörde auf Grundlage dieser Usus-Tests. Die Bildungssenatorin wird das nicht bekümmern. Sie hat nicht als Ziel ausgegeben, daß die Schulbehörde wirklich Leistungs-Vergleiche anstellen kann, sondern daß SchülerInnen und LehrerInnen sich an die Tests gewöhnen. Im nächsten Jahr kann noch einmal geübt werden, ernst soll es erst im Jahre 2000 werden. Dann sollen Schulvergleichstests flächendeckend laufen. K.W.

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