■ Kritik am inneren Zustand der SPD: Stollmann: „Ich bin nicht gescheitert“
Frankfurt/M. (AP) – Nach seinem Verzicht auf das Amt des Wirtschaftsministers äußerte sich Jost Stollmann gestern in Interviews besorgt über den Zustand der SPD. Gerhard Schröder habe er jedoch nichts vorzuwerfen – dessen wirtschafts- und sozialpolitischen Kurs halte er nach wie vor für richtig. Schröder müsse jetzt aber beweisen, daß er seine Sache auch gegen die politischen Gegner in der SPD durchsetzen könne.
Der Zeit und der Süddeutschen Zeitung sagte Stollmann, Lafontaine sei es mit der Verkleinerung des Wirtschaftsressorts „schlicht um Machtinteressen“ gegangen. Seine Begründung, Deutschland brauche eine Superbehörde als Finanzministerium wie andere Länder auch, sei schlicht falsch. Wahr sei vielmehr, daß die Erneuerer in der SPD nicht stark genug waren, sich gegen Lafontaine durchzusetzen.
Zum inneren Zustand der Partei äußerte Stollmann: „Zu sehen bekommen habe ich eine nach wie vor geschlossene Welt, hierarchisch strukturiert, geführt von einem Parteivorsitzenden, der eindeutig den inhaltlichen Prozeß dominiert.“ Für ihn sei klar, daß Lafontaine sowohl die inhaltliche Gestaltung der Koalitionsvereinbarungen dominiert als auch die Personalentscheidungen getroffen habe. Er fügte aber hinzu: „Ich bin nicht gescheitert. Gescheitert sind fürs erste diejenigen in der SPD, die das Konzept der neuen Mitte durchsetzen wollten.“
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