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Baubeginn Space Park: eine Woche vor der Wahl

■ Senatsvorlage regelt weitere Verfahrensschritte für Investitionsprojekte / Einkaufs-Space Park kann rentabel sein / Fragen kreisen über dem Ocean Park

Die Planungen für die beiden Projekte Space-Park und Ocean Park sollen weitergehen, in den letzten Monaten sind „erhebliche Fortschritte“ bei den Verhandlungen erzielt worden. Das ist die Quintessenz eines Berichtes, den der Wirtschaftssenator dem Senat Anfang November vorlegen will. Die Gutachter von der KPMG bescheinigen dem Space Park-Projekt in der korrigierten Form – zusammen mit einem großen Einzelhandelszentrum – wirtschaftliche Plausibilität, für den Ocean Park gilt das aber nicht. Hier soll an der Konzeption weitergearbeitet werden. Baubeginn für die „Infrastruktur“ für den Space Park soll nach dem derzeitigen Zeitplan am 1. Juni 1999 sein, also genau sechs Tage vor der Bürgerschaftswahl. Damit bestätigen sich Ankündigungen des Projektentwicklers Jürg Köllmann, die Freizeitprojekte würden Wahlkampfthema werden.

Zum ersten Mal beschreibt der Wirtschaftssenator, warum die Projekte nicht, wie früher einmal vorgesehen, Anfang dieses Jahres nach der „Design Phase II“ entschieden wurden:

-Die Finanzierung der Kapitalmarktmittel von 700 Millionen Mark war nicht gesichert. - Bei der Wirtschaftlichkeitsprognose gab es zu viele Fragezeichen. - „Als Betreiber und Investor stand lediglich Köllmann zur Verfügung.“

Neben Köllmann ist inzwischen die Münchener „KanAm“-Finanzierungsgruppe einbezogen worden, die an den US-amerikanischen Einkaufszentren der „Mills Corporation“ wesentlich beteiligt ist. Die 26 Hektar des AG-Weser-Geländes sollen für den Space Park an Köllmann verkauft werden, Preis: 100 Mark der Quadratmeter. Das soll es dem Investor ermöglichen, im Grundbuch Kredite abzusichern, die weit über den Kaufpreis hinausgehen. Bei den touristischen Elementen des Space Park wurden „Stargate Arenas“, der Wasserpark „Planet Neptun“ und das „Auto-Image-Center“ gestrichen, dafür soll das Kindervergnügen „Star Trek“ kommen. Insgesamt erwarten die KPMG-Gutachter 1,3 Millionen Besucher für das Space Center, das sind gute zehn Prozent der erwarteten Besucherzahlen für das Space-Park-Einkaufs- und Vergnügungszentrum insgesamt. „Synergieeffekte“ mit den Einzelhandels-Besuchern wollte die KPMG „nicht berücksichtigen“.

Durch den großen Einzelhandels-Anteil verändert sich die Finanzierungsstruktur. Die Stadt Bremen rechnet mit 206 Millionen Mark Kosten für die Infrastruktur. Das private Investitionsvolumen für Space Park und Einkaufszentrum soll bei 747 Millionen Mark liegen, davon sind aber 77 Millionen Mark staatliche Investitionszuschüsse.

Nach dem Vertrag für die weiteren Planungen, der nun geschlossen werden soll, soll Schadensersatz unabhängig von einer „Verschuldenshaftung“ vereinbart werden; die staatliche bzw. die private Seite haftet jeweils dann, wenn in ihrer „Sphäre“ der Grund für die Unmöglichkeit der Projektrealisierung liegt. Damit käme dem kommunalpolitischen „Umweltverträglichkeitsgutachten“ keine Bedeutung mehr zu.

Ein neues Einzelhandels-Zentrum würde dem Einzelhandel in der Bremer City nur 3,7 Prozent des Umsatzes wegnehmen, haben Mitarbeiter des Wirtschaftssenators ausgerechnet, die City sei also „vergleichsweise gering“ betroffen. „Unter Sanierungsgesichtspunkten“ sei die zusätzliche Einzelhandels-Fläche des Space Park „erforderlich“.

Für den Ocean Park werden 425 Millionen Mark Infrastruktur-Kosten kalkuliert, 100 Millionen Mark an Bürgschaften sollen hinzukommen. Dem stehen private Investitionen von 768 Millionen Mark gegenüber, 94 Millionen Mark davon wären staatliche Zuschüsse. An Besuchern werden für die Tourismus-Elemente 2,3 Millionen pro Jahr erwartet, für das Einkaufszentrum 7,5 Millionen.

Die von Köllmann beauftragten Gutachter der KPMG listen für den Ocean Park allerdings eine Reihe von Problemen auf, die den Wirtschaftssenator zu dem Schluß kommen lassen, daß die Banken die derzeitige Konzeption nicht finanzieren würden. K.W.

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