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■ StandbildPerverse Typen

„Wie würden sie entscheiden? – Kollege Busengrapscher“, Do., 20.15 Uhr, ZDF

Wenn das ZDF es gut meint, geht das gern mal schief. Oder der Sendeplatz heißt (ganz bürgernah) „Wie würden Sie entscheiden?“. Leider muß man schon ein Freund unzeitgemäßen Fernsehens oder über 50 sein, um sich das TV-Fossil überhaupt antun zu wollen.

Alltag wird schließlich nur mittels naturalistischer „GZSZ“-Plots zur Quote, auch wenn „WWSE?“ diesmal mit dem Reizthema Sex (resp. sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz) antrat: Weil der „Kollege Busengrapscher“ (statistisch korrekt über 30, verheiratet und Firmenveteran) bei der netten Frau Doktor (unter 30, ledig und neu im Betrieb) auf einer Betriebsfeier seinem Namen alle Ehre macht, wird ihm gekündigt.

Zu Recht, wie nicht nur das ZDF-Gericht (cf. Amtsgericht Hagen, Az.: 1 Ca 565/95), sondern auch das Studiopublikum befand. Dennoch zeigte sich beim anschließenden Palaver Volkes Unsicherheit: Sind Belästiger „perverse Typen“? Langt schon die „Verbalattacke“? Gilt das auch auf Betriebsfeiern, „wenn die ,allgemeine Griffigkeit‘ beginnt“? Und für den „Pornokalender“ im Pausenraum?

Die Antworten der Expertinnen waren deutlich: No means no. Und der betagte Laienbürger, der sich erkundigte, ob nicht vielleicht doch auch der Minirock der Kollegin..., wurde sogar kurz ausgebuht. Abspann. Danke!

Schade nur, daß unmittelbar im Anschluß „Auslandsjournalist“ Peter Frey auf dem Bildschirm erschien und mit seinen fahrlässigen Kommentaren über einen armen US-Präsidenten (über 30, verheiratet) und „ein Mädchen namens Monica“ (unter 30, ledig) die vorangegangenen Honorigkeiten gleich wieder zunichte machte. Christoph Schultheis

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