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Rechte Fans auf Abstiegsplätze gedrängt

■ Fußballbundesligist Hertha BSC reagiert auf Kritik an rechtsextremen Fans. Per Stadionordnung sollen rechtsextreme Parolen mit Hausverbot bestraft werden. Videospot gegen rechte Gewalt wird morgen e

Der Berliner Erstligist Hertha BSC will verstärkt gegen Rechtsextremisten in der Fankurve vorgehen. Wie Pressesprecher Hans Georg Felder gestern bekanntgab, soll die Hausordnung des Olympiastadions um einen „Antirassismusparagraphen“ ergänzt werden, der rechtsradikale Sprüche mit Hausverbot ahndet. Zudem soll mit einem Filmspot, der am morgigen Samstag erstmals vor dem Spiel auf der Anzeigentafel im Stadion zu sehen sein wird, den unerwünschten Besuchern aus der rechten Ecke die rote Karte gezeigt werden.

„In der Vergangenheit gab es immer wieder rechtsradikale Äußerungen von Besuchern des Olympiastadions“, sagt der Hertha-Sprecher der taz. Von Fans will er nicht sprechen: „Fans sind Leute, die beim Spiel gute Laune verbreiten. Davon kann bei denen nicht die Rede sein.“ Insbesondere vor der Bundestagswahl hatten DVU, NPD und „Republikaner“ mehrfach versucht, unter den Fans, insbesondere rechten Hooligans, Fuß zu fassen. „Die NPD weiß, daß es bei uns so eine Strömung gibt“, erklärt Felder. Und schließlich garantiere der Fußball eine breite gesellschaftliche Beachtung, die die Rechten als Plattform nutzen wollten.

Hertha-Anhänger besorgen dem Verein immer wieder Negativschlagzeilen: „Wir bauen eine U-Bahn von St. Pauli bis nach Auschwitz“ und „Ruhrpott-Kanacken ins Gas“, lauten die Sprüche, die nach Heimspielen des Vereins in der U-Bahn zu hören sind. Zuletzt forderte die Jüdische Gemeinde zu Berlin von der Vereinsleitung Konsequenzen, nachdem Hooligans im März einen jüdischen Friedhof in Brandenburg an der Havel geschändet hatten.

„Was nach dem Spiel passiert, darauf haben wir wenig Einfluß“, so Hertha-Sprecher Felder. Innerhalb des Stadions will man in Zukunft um so härter durchgreifen, wenn fremdenfeindliche Sprüche fallen. Das Personal werde Hausverbote in Zukunft strikt durchsetzen, so Felder. Zur Not wolle man die Zahl der Ordner auch erhöhen. Der Grund: „Wenn ein Block von 500 Leuten rechte Parolen brüllt, ist das Dreifache an Ordnern notwendig, um die Maßnahmen umzusetzen.“ Ein Antirassismusparagraph in der Stadionordnung, wie er beim SC Freiburg oder Schalke 04 seit längerem existiert, soll dafür die rechtliche Grundlage bieten. Entsprechende Anträge werde „die Mitgliederversammlung vermutlich am kommenden Montag beraten“.

„Weißt du, was ich gestern im Kino gesehen habe“, fragt Hertha- Stürmer Michael Preetz seinen Kollegen Alphonse Tchami aus Kamerun als Einleitung eines Kurzfilms, der am morgen erstmals über die TV-Anlage des Olympiastadions flimmern soll. Es folgt ein Kinospot, der bereits in verschiedenen Berliner Kinos angelaufen ist und jetzt um einen Vorspann mit den beiden Hertha-Stars erweitert wurde.

Gedreht haben den Film drei Regisseure, die eine Initiative gegen rechte Gewalt gegründet haben, aber ungenannt bleiben wollen. Der Inhalt: Kinder verschiedender Hautfarbe kicken im Morast, im Schlamm ist plötzlich ein Hakenkreuz erkennbar. Eine Sekunde dauert der Schreck, dann wird das Symbol mit vereinten Kräften beseitigt. Zum Abschluß treten Preetz und Tchami eine zerknautschte Cola-Dose in die Tonne, zielsicher, wie es sich für Profis gehört. Auftritt: Das Hertha-Vereinslogo, ergänzt um den Schriftzug „Gegen Rechtsradikalismus“. Andreas Spannbauer

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