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Kein gleicher Lohn für gleiche Arbeit?

■ BusfahrerInnen-Protest gegen unterschiedliche Entlohnungen bei der Hochbahn

So etwas hat die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) noch nicht erlebt: Etwa 800 BusfahrerInnen nebst Anhang demonstrierten am Sonnabend vor dem Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof nicht nur brav gegen die Sparpläne der Hamburger Hochbahn AG (HHA). Ihr Zorn richtete sich zum Teil gegen die Gewerkschaft selbst: „Die ÖTV verliert ihr Gesicht“, so etliche der Frauen und Männer, die täglich Millionen durch Hamburg kutschieren.

„Wir müssen ordentlich Randale machen“, meint eine Busfahrerin und bläst dabei kräftig in ihre Stadion-Tröte. Ihre Botschaft wird von Kollegen am benachbarten Zentralen Omnibusbusbahnhof erhört, die ihrerseits mit einem Hupkonzert lautstark antworten.

1996 hatten die Gewerkschaften ÖTV und Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) mit der HHA einen Tarifvertrag abgeschlossen, der zur Konsolidierung des stadtstaatlichen Unternehmens Gehaltssenkungen für BusfahrerInnen vorsieht, die nach dem 1. Januar 1991 ihren Job angetreten haben. Das bedeutet: 450 der rund 1800 BusfahrerInnen bekommen etwa 700 Mark weniger als ihre altgedienten KollegInnen.

Wegen dieses Tarifvertrags ist vor dem Hamburger Arbeitsgericht ein komplizierter Rechtsstreit entbrannt. Die Hochbahn hat ÖTV und DAG auf Einhaltung des Tarifvertrags verklagt. Die Gewerkschaften hatten vor Gericht zwar die „Anerkennung des Begehrens“ zugesagt, so Arbeitsgerichtssprecher Christian Lessmeister. Gleichzeitig haben jedoch Busfahrer gegen die Anerkennung des Tarifvertrages geklagt, weil der Kontrakt gegen das „Gleichheitsgebot“ verstoße.

In einem Eilverfahren erklärte das Arbeitsgericht vor kurzem den Tarifvertrag bis zur Hauptverhandlung über „gleichen Lohn für gleiche Arbeit“ für unwirksam. Grund genug für die Basis, von ihrer Gewerkschaft mehr Kampfgeist einzufordern. Kai von Appen

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