piwik no script img

Können Roboter lieben?

■ Die Heinrich-Böll-Stiftung war bei Jugendlichen auf der Suche nach der Frage für das Jahr 2000

Berlin (taz) – An der Schwelle zum nächsten Jahrtausend stellen sich eine Menge Fragen. Werden etwa die Computer verrückt spielen? Was kann ich mir vom Euro kaufen? Wo verbringe ich Silvester? Es überrascht daher nicht, daß die grünennahe Heinrich- Böll-Stiftung über 500 Zuschriften aus aller Welt erhielt, als sie im Wettbewerb „Die 2000er Frage“ Jugendliche fragte: Was beschäftigt euch zur Jahrtausendwende?

Gestern stellte die Jury die acht besten Einsendungen vor. So unterschiedlich wie die Heimatländer der 16- bis 26jährigen Teilnehmer waren auch die Fragen samt Begründung. Während die vielen Beiträge aus Osteuropa oft die eigene wirtschaftliche Situation betrafen, fragten Westeuropäer eher nach allgemeinen politischen oder philosophischen Problemen. Sogar ein Hörspiel über die Frage, ob es Leben auf anderen Planeten gibt, wurde eingeschickt. Die kreativste Frage stellte jedoch der 17jährige Daniel Opper aus Kassel. Er überlegt bange: „Was mache ich, wenn mir meine Freundin erklärt, sie liebt jetzt einen anderen, und es ist ein Roboter?“ In der multimedialen Welt von morgen sind die Jugendlichen ohnehin bereits angekommen, die meisten sandten ihre Fragen nach Berlin per E-Mail. Das Ergebnis ist ein interessanter Spiegel von Hoffnungen und Ängsten derer, die das nächste Jahrtausend gestalten. Die Koordinatorin des Wettbewerbs, Imke Scheurich, findet es deshalb wichtig, die Fragen öffentlich zu diskutieren. „Weißt du, was du willst?“ will die Lettin Santa Rosicka wissen. „Was wird aus den Kulturen der einzelnen Länder, wenn Europa ein Ganzes wird?“ fragt Girts Celajs aus Lettland. Die meiste Zustimmung der Jury fand Rob Whitley aus Großbritannien: „Wie transformieren wir Europa in einen sozial- und umweltgerechten Ort, ohne mehr Probleme zu schaffen als zu lösen?“

Die Antworten werden nicht lange auf sich warten lassen. Bei internationalen Jugendbegegnungen im Sommer werden die Preisträger sich in Weimar erneut mit den Fragen beschäftigten. Kein Preis der üblichen Art, denn die Veranstalter erhoffen sich dadurch die Chance, für die Teilnehmer neue Kontakte zu knüpfen. Vielleicht läßt sich dann die Frage von Gergana Temelkowa aus Bulgarien beantworten: „Wird die Liebe zwischen Personen verschiedener Nationalitäten unkomplizierter möglich sein?“ Nora Damme

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen